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Lot 39 Dα

Renaissance-Tazza

Auktion 1182 - Übersicht Köln
15.07.2021, 11:00 - The Exceptional Bernard De Leye Collection
Schätzpreis: 28.000 € - 30.000 €

Renaissance-Tazza

Silber, teilweise vergoldet. Umlaufend godronierter vergoldeter Fuß mit Schlangenhautpunzierung, schlanker glatter Silberschaft. Die innen komplett vergoldete Schale mit erhabenem Nabel um den Münzabschlag mit dem von einem Drachen gehaltenen Bourbonenwappen und der Beschriftung "S:ANTHOINE: PARENT". Die Fahne mit punziertem Fond und alternierendem Radialdekor, zehn vertiefte Godronen, dazwischen erhabener vegetabiler Behangdekor. Marken: Niederländische Steuermarke von 1859 - 93 (Tardy, S. 322). H 7,5, D 20,6 cm, Gewicht 368 g.
Augsburg, Tobias Kramer, zugeschrieben, erstes Drittel 17. Jh.

Die prachtvoll dekorierte Fußschale wurde aufgrund ihrer niederländischen Repunzierung früher in die Niederlande verortet, mit einer Zuschreibung nach Leiden, aufgrund eines ähnlichen Objekts in der Sammlung des Rijksmuseum Amsterdam. In der Sammlung des Museums August Kestner in Hannover befindet sich aber ein zweites, nahezu identisches Objekt, bei dem nur das zentrale Wappen variiert wurde, mit den Marken von Tobias Kramer, von 1620 - 1625. Eine weitere Tazza in der Sammlung des British Museum, mit dem emaillierten Wappen des Martin Scholl, des Stadtschreibers in Biel, trägt ebenfalls die Marken Kramers und zusätzlich mehrere englische und kontinentale Kontrollzeichen. Im Katalog der Ausstellung 1980 wurden die Marken erneut diskutiert, denn die Schale in England ist 1597 datiert. Bei Tobias Kramer vermutet Seling ein Geburtsdatum um 1582, was das Objekt zu einer sehr frühen Arbeit machen würde. Seine Meisterprüfung erfolgte erst um 1613.
Seling fand noch zwei weitere Fußschalen/ Kredenzen des Meisters: in der Schatzkammer der Kathedrale im Wawel in Krakau (Inv.Nr. 6044) und im Kremlmuseum in Moskau (Inv.Nr. 11658). Tobias Kramer verstarb schon um 1634 und hinterließ trotzdem ein bedeutendes Œuvre, zu dem u.a. auch eine vergoldete Elefantenuhr zählt, die heute zum Bestand des Kunsthistorischen Museums in Wien gehört, und dem eventuell auch die hier vorgestellte Schale zuzuordnen ist.

Literaturhinweise

Vgl. die Fußschale vom Silberschmied Tobias Kramer, Augsburg, 1620-25, im Museum August Kestner, Hannover, Inv.Nr. 1910.7.
Vgl. eine weitere Tazza von Tobias Kramer, Augsburg, um 1597, im British Museum, Mus.No. AF.3068.
Vgl. Kat. Welt im Umbruch. Augsburg zwischen Renaissance und Barock Bd. II: Rathaus, Augsburg 1980, Nr. 715.
Vgl. Seling, Die Augsburger Gold- und Silberschmiede 1529 - 1868 Meister Marken Werke, München 2007, Nr. 1277.
Vgl. die Leidener Fußschale für Adriaen van Swieten in der Sammlung Rijksmuseum Amsterdam, Inv.Nr. BK-NM-12135.
Vgl. Frederiks, Dutch Silver, Bd. I, Den Haag 1952, Nr. 26.
Vgl. Catalogus van Goud en Zilverwerken. Benevens Zilveren, Loden en Bronzen Plaquetten, Rijksmuseum Amsterdam 1952, Nr. 51.
Vgl. B. Dubbe, De drinkschaal, in: Antiek, 1975/76, Nr. 10, S. 1002, Abb. 27.
Vgl. den Blaauwen (Hg), Nederlands zilver, Den Haag 1979, Nr. 2, die Schale aus Zierikzee von 1580, auf einem hohen Balusterschaft und Nr. 9, die Schale aus Amsterdam, 1603, ebenfalls auf einem Vasenschaft.