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Lot 64 Dα

Seltene Miniatur-Büste eines römischen Kaisers

Auktion 1182 - Übersicht Köln
15.07.2021, 11:00 - The Exceptional Bernard De Leye Collection
Schätzpreis: 20.000 € - 25.000 €

Seltene Miniatur-Büste eines römischen Kaisers

Opal, geschnitzt. Vollplastische Büste im Stil der römisch-kaiserzeitlichen Antike aus weißlich-perlmuttfarbenem Opal mit blau-grünen Reflexen. Klassischer Männerkopf, die kurze Lockenfrisur geschmückt mit einem üppigen Lorbeerkranz mit rückseitiger Schleife. Gerundeter Büstenabschnitt reliefiert mit fein gefälteltem Chiton und Himation sowie mit einem rechteckig geschnitzen Montierungszapfen. Nasenspitze bestoßen, geringe dunkle Matrix-Adern-Einschlüsse, minimale feine Trockenrisse. 5,1 x 3,0 cm. Gewicht 32,87 g.
Wohl Italien, 17.Jh.

Diese erstaunlich gut erhaltene Kaiserbüste en miniature ist besonders kostbar, weil sie aus einem Opal geschnitzt wurde, der aufgrund seiner geringen Härte und hohen Empfindlichkeit nur überaus selten für vollplastische Glyptik verwendet wurde. Generell sind Kleinplastiken aus Edelstein nicht häufig, da die Behandlung vom Steinschneider ein hohes Maß an handwerklicher Fertigkeit erforderte. Unser Kopf mit dem schlanken bartlosen Gesicht und der kurzen mittig gescheitelten Haarfrisur sowie den beiden charakteristischen sichelförmigen Stirnlocken orientiert sich stilistisch an antiken Kaiserporträts der julisch-claudischen Ära. Es handelt sich aber nicht um ein individuelles Porträt, sondern um einen klassischen Typus.
Kleine Edelsteinbüsten wie diese schmückten, auf prächtige Sockel oder als Kompositfiguren montiert, die europäischen Kunstkammern des 16. bis 18. Jahrhunderts. Als zu Beginn der Renaissance unter Humanisten und Fürsten ein neues Interesse an der klassischen Antike und ihren Relikten entstand, führte dies bald zu einer großen Sammelleidenschaft für griechische und römische Glyptik. Die Lust, gleiche Objekte zu erwerben, stimulierte die Wiederbelebung der Kunst des Edelsteinschleifens unter den zeitgenössischen Künstlern, die sich an den antiken Vorbildern orientierten. Man kombinierte auch neuzeitliche Arbeiten mit Antiken, sogenannte Kompositfiguren. Die Sammlung des Palazzo Pitti in Florenz besitzt beispielsweise sechs Renaissance-Büsten aus Alabaster, auf die antike Miniaturköpfe des 2. Jh. n. Chr. aus verschiedenen Hartsteinen montiert sind (Collezione Palazzo Pitti, Inv. Gemme 1921, Nr. 408, 415, 526, 533, 797, 652).

Literaturhinweise

Zu Vergleichsbeispielen siehe Gennaioli, Pregio e bellezza cammei e intagli dei Medici, 2010, S. 218/19, Nr. 97/98 und S. 220/221, Nr. 99/100. Hier die erwähnten Kompositbüsten im Palazzo Pitti; vgl. auch Bulgari, Argentieri gemmari e orafi d'Italia, Rom 1977, S. 144, Tafel 11. Eine Silberbüste mit geschnitztem Amethystkopf nach antikem Vorbild, der die Signatur des aus Vicenza stammenden Steinschneiders Belli trägt und um 1766 datiert werden kann. Zu den antiken Vorbildern vgl. einen kleinen geflügelten Merkur-Kopf aus Chalcedon, 1./2. Jh. n. Chr. in The Metropolitan Museum of Art in New York (Nr. 1977.187.4, Bequest of Alice K. Bache, 1977); eine Miniatur-Büste einer jungen Frau aus Chalzedon, 2./3. Jh. n. Chr. in The Metropolitan Museum of Art - Rogers Fund, 1907 Inv. 07.286.125; vgl. auch Ausstellungskatalog Sigilli imperiali, capolavori della glittica antica, Banca della Svizzera Italiana, Padua 2007, N.46. Abgebildet ein Chalzedonköpfchen mit Bildnis der Aphrodite bzw. einer julisch-claudischen Prinzessin, 1. Jh. n. Chr., versteigert Sotheby's New York, 7. Dezember 2001, Nr. 86.