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Lot 65 Dα

Höfischer Jade-Deckelhumpen

Auktion 1182 - Übersicht Köln
15.07.2021, 11:00 - The Exceptional Bernard De Leye Collection
Schätzpreis: 70.000 € - 80.000 €

Höfischer Jade-Deckelhumpen

Silber, getrieben, vergoldet; polychromes Email. Zylindrischer zweiteiliger Korpus aus transluzider moosgrüner Jade, flach beschnitzt mit großen Jakobsmuscheln und Rollwerkkartuschen in vierfachem Rapport. Boden aus einer schwarz-grün gesprenkelten Serpentinplatte. Die Vermeil-Montierung mit scharniertem Deckel und profiliertem doppeltem Bandhenkel mit volutenförmig eingerolltem Daumenrast. Gewölbter Standring und die leicht bombierte Deckelmitte emailliert mit farbigen Blumenranken auf türkisfarbenem Fond, rückseitig türkisfarbenes contre-émail. Deckelmitte symmetrisch dekoriert mit gelb-weiß emaillierten Kugeln und gefasst mit vier muschelförmig beschnitzten Jadecabochons sowie einem Jadeknauf in Form eines Pinienzapfens. Ungemarkt. H 13,3 cm, Durchmesser 9,2 cm. Gewicht 467,70 g.
Augsburg, ca. 1660 - 1670, der Steinschnitt Johann Daniel Mayer, zugeschrieben.

Das Landesmuseum Württemberg in Stuttgart besitzt insgesamt zehn gesicherte Steinschnittarbeiten des Augsburger Glyptikers Johann Daniel Mayer. Sie wurden von Herzog Eberhard III. von Württemberg (reg. 1633-1674) nachweislich zwischen 1662 und 1671 für die Herzogliche Kunstkammer erworben. Zwei davon eignen sich als direkte Vergleichsbeispiele. Es handelt sich um Vermeil-montierte Deckelhumpen aus geschnitztem Heliotrop bzw. Chalzedon (Landesmuseum Württemberg, Kunstkammer Inv. Nr. KK grün 7; KK grün 58), deren Bearbeitung ähnlich großflächig und in stilisiertem barockem Flachrelief ausgeführt ist. Zudem gleicht die Montierung des Chalzedon-Humpens mit dem charakteristischen zweifachen Bandhenkel dem unseren sehr. Der Heliotrop-Humpen, der bereits 1662 im Herzoglichen Inventar belegt ist, weist auch einen nahezu identischen kräftigen Emaildekor auf. Lange ging man davon aus, dass diese polychromen Emaildekore aus Nürnberg stammen und man schrieb sie dem Emailleur Johannes Heel (1637 - 1709) zu. Anhand der herzoglichen Archivalien, in denen sich ein Hinweis darauf findet, dass die Emailarbeiten von einem Mitarbeiter aus Mayers Werkstatt stammen, kann man sie eindeutig nach Augsburg verorten.

Literaturhinweise

Zu den Humpen in Stuttgart siehe Landesmuseum Württemberg (Hg), Die Kunstkammer der Herzöge von Württemberg, Bd. 2, Ulm 2017, Kat.Nr. 172, 176. Vgl. Laue, Schatzkunst für die Kunstkammern Europas, München 2017, S. 92-93, S. 193-194, Kat. Nr. 4. Hier ein barocker Jadehumpen mit geschnitztem Rautenmuster von Johann Daniel Mayer mit einer vergleichbaren farbig emaillierten Montierung. Vgl. auch Bascou u.a., Royal treasures from the Louvre, Louis XIV to Marie Antoinette, 2012, S. 5859, Nr. 23/24. Zwei barocke Edelstein-Fußschalen in der Sammlung des Louvre, die Johann Daniel Mayer zugeschrieben werden und deren Montierungen ebenfalls Augsburger Emaildekore besitzen. Vgl. Cf. Alcouffe, Les gemmes de la couronne, Paris 2001, S. 353 ff.

Ausstellung

„Vers Désir“, TREMA Musée des Arts ancien du Namurois, Oktober 2020.