Frühes Pariser Lavabo-Becken
Silber. Flaches, oval fassoniertes Becken einer Taufgarnitur. Die breite Fahne an den Schmalseiten mit halbplastischen, gegossenen Cherubköpfen zwischen Schweifwerk und Lorbeerfestons. Die Längsseiten zeigen gegenständig zwei getriebene und fein ziselierte neutestamentarische Szenen. Die eine stellt die Taufe Christi durch Johannes im Jordan dar (Mk 1,9 - 11); den Hauptfiguren zur Seite zwei dienende Engel, die das Gewand Jesu halten. Die zweite Darstellung zeigt den sinkenden Petrus im See (Mt 14,22). Im Hintergrund die erschrockenen Jünger, die die Szene vom Boot aus verfolgen. Im Spiegel das gravierte Wappen eines Erzbischofs mit Grafenkrone. Marken: Jahresbuchstabe X für 1666, MZ Guilleaume II Loir (1653 - 69). Alte Klammerrestaurierung eines Randbruchs. L 40,3; B 28 cm, Gewicht 777 g.
Paris, Guillaume II Loir, 1666.
Der erste und vierte Quadrant des Wappens weisen auf die bedeutende Pariser Familie Gentien, deren Mitglieder bereits seit dem 13. Jahrhundert wichtige Funktionen in der königlichen Verwaltung und beim Militär innehatten. Das Becken scheint offenbar ursprünglich für die Ausstattung einer Hauskapelle bestimmt zu sein.
In der Schatzkammer der Kathedrale von Troyes befindet sich eine 1665 entstandene Messgarnitur mit einem nahezu identisch ausgeführten Becken mit Kanne, das der Pariser Meister Nicolas Dolin fertigte, ein ehemaliger Lehrling in der Werkstatt von Guillaume Loirs Vater (Inv. Nr. 113 - 124).
Literaturhinweise
Der Meister bei Bimbenet-Privat, Les orfèvres et l’orfèvrerie de Paris au XVIIe, Band I, Paris 2002, S. 42. Zum Vergleichsobjekt in der Kathedrale von Troyes vgl. ebd., S. 357 ff. Die gesamte Garnitur abgebildet im Kat. Les grands orfèvres de Louis XIII à Charles X – Collection Connaissance des Arts, Paris 1965, S.74 f. Zum Wappen der Familie Gentien vgl. Lartigue, Dictionnaire et Armorial de l’épiscopat français (1200-2000), Paris, 2002.