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Lot 114 Dα

Sehr große Koromandel-Truhe. Holz, Lack und Bronze. Kangxi-Periode (1661 - 1722)

Auktion 1190 - Übersicht Köln
11.12.2021, 11:00 - Asiatische Kunst
Schätzpreis: 70.000 € - 90.000 €

Sehr große Koromandel-Truhe. Holz, Lack und Bronze. Kangxi-Periode (1661 - 1722)

Mit wenig überragender Sockel- und Abdeckplatte auf zwei Fußleisten. Allseitig Schwarzlack. Auf dem Klappdeckel eine Landschaft, in der Shoulao auf einer Felsenplatte thront und seine Besucher empfängt, von links kommt die Königinmutter des Westen Xiwangmu mit Gefolge, vorne in der Mitte stehen die Acht Unsterblichen und rechts Dongwanggong der Königvater des Ostens; in den Ecken, ausgespart aus einem Achteckmuster, Kranich- und Shou-Medaillons. An der Breitseite ist eine Palastanlage mit Terrasse und Tor dargestellt, in der Halle sitzt Guo Ziyi, der seine Söhne empfängt, an den Schmalseiten befinden sich Stillleben mit Vasen, Früchtekörben und Antiquitäten, an der Rückseite ein Lotosteich mit Fasan und anderen Vögeln. Vorne ein Schloss mit Schlüssel, an den Schmalseiten große bewegliche Tragegriffe aus Bronze. Innen Schwarzlack und große Beschläge für die Scharnieren des Deckels. Auf der Oberseite einige Abplatzungen, an den Kanten Best.
H 84,5 cm; B 173,5 cm; T 79 cm

Seit der Mitte dies 17. Jahrhunderts werden großformatige Stellschirme Kabinettkästen in allen Größen, aber auch Truhen in sgraffito-artiger „kuancai“ (wörtlich: Ritzen/schnitzen - Farben, bzw. einritzen und einfärben) genannter Technik vornehmlich in der Provinz Henan, Suzhou, Fuzhou und Kanton hergestellt. In Deutschland bürgerte sich hierfür der Begriff Koromandellack ein.

Dieser Begriff leitet sich ab aus dem französischen „vernis de coromandel“, der erstmalig 1748 verwendet wurde und sich in Frankreich im 19. Jahrhundert fest etablierte. In England hingegen nannte man diese Lackarbeiten „Bantam ware“. Beide Begriffe beziehen sich auf eine Region, die in der Handelsgeschichte der Ostasien-Importe nach Europa im 17. und 18. Jahrhundert eine Rolle spielten. War Pondichery der Sitz der französischen Faktorei an der Koromandelküste des südostindischen Subkontinents, war die Region Bantam ab 1682 britischer Stützpunkt und Umschlaghafen an der nördlichen Spitze der Insel Java an der Sunda-Straße. Beide waren Zwischenstation auf dem langen Seeweg von Ostasien nach Europa. Anschaulich zeigt eine Gouache im Victoria & Albert Museum ein Warenlager einer Ost-Indien Compagnie in Indien, auf der neben Porzellan und Yixing-Waren auch Lackmöbel dargestellt sind, darunter einer große, in Proportionen und Dekoraufteilung der hier zur Versteigerung kommende Truhe sehr ähnliches Objekt

Die europäische Nachfrage der in kuancai-Technik dekorierten Stellschirme und Kleinmobiliare war groß. In englischen Landhäusern waren Stellschirmen und Kabinettschränke mit Schubladen im Inneren auf prunkvollen Gestellen sehr beliebt, längliche Truhen mit nach oben zu öffnenden Deckeln hingegen schon seltener. Neben dem in China hergestelltem Mobiliar gab es jene Objekte, deren in England zusammengesetzter Korpus mit Lackpaneelen, die ursprünglich aus einer Wandvertäfelung oder einem Stellschirm stammten, in unterschiedlicher Größe kaschiert wurden. Solche Kabinettschränke gelangten auch nach Deutschland, beispielsweise nach Wilhelmsthal, heute in Schloss Steinau.

Das vorliegende Stück inklusive der Bronzebeschlägen ist in China hergestellt worden. Das augenfälligste Merkmal dieser Truhe ist ihre gewaltige, ja monumentale Größe. Die ihn Proportionen ähnliche Truhen messen fast alle ca. 1,30 Meter in der Länge. Für dieses großen Format ist bisher kein Vergleichsbespiel gefunden worden.

Bemerkenswert ist die Vielfalt der Darstellungen. Eine glückverheißende Szenerie im Land der Unsterblichen, eine Gratulantenszene in einem Palast und deren Umfeld, die aus Antiquitäten bestehenden Stillleben und eine malerisch aufgefasste Naturdarstellung mit Lotosteich. Jedes einzelne Thema war für das europäische Auge hoch exotisch: die Phantasie-Landschaften, die Flora und die fremdartigen Formen der archaisierenden Gefäße. In China jedoch gehörten sie zum Standardrepertoir der in der Ära Kangxi als Geschenke von Familienangehörigen und offiziellen Gratulanten an hohe Würdenträger zum 60. und 70. Geburtstag angefertigten Stellschirme.
Zu erwähnen ist auch der hohe Aufwand, der bei der Darstellung der Gewänder und deren Muster betrieben wurde. Teilweise sind die feinen Muster mit dem Pinsel gezeichnet und Gold setzt besonderen Akzente, beispielsweise an den Kragen.

Es gibt nur eine begrenzte Zahl von Vergleichsbeispielen für eine solche große längliche Truhe mit nach oben aufklappbarem Deckel, wobei dies aber immer wesentlich kleiner sind. In Proportionen sehr ähnlich aber bei weitem kleiner ist der Kasten im Rijksmuseum, Amsterdam, (vgl. A colourful discovery: a 17th Century Chinese Coromandel lacquer chest. Posted by Erma Hermens)
Mehrere hochdekorative, aber in Proportionen etwas andere Truhen auf Gestellen befinden sich in Chatsworth House, Derbyshire, England, wo sie den State Drawing Room schmücken, bzw. als Ablage für Porzellanvasen und -teller dienen. Eine zeigt die Dimensionen der hier zur Versteigerung kommenden Truhe. Sie besteht aus Paneelen, die aus einer Wandvertäfelung stammen (Margret Jourdain und R. Soame Jenyns, Chinese Export art in the Eighteenth century, Feltham 1967, S. 86, Abb. 25 und 26, bzw. Wiki Commons Chatsworth House)
Während figürlichen Szenen auf vielen Stellschirmen in europäischen Sammlungen immer wieder anzutreffen sind, sind die dekorierten Zwickel auf dem Deckel der vorliegenden Truhe etwas Besonderes. Die mit blütengefüllten Achtecken gemusterten Zwickel finden sich aber bei einem kleineren (38 cm langen) Kasten im Herzog Anton Ulrich-Museum in Braunschweig, der ins 17. Jahrhundert datiert ist (G. Diesinger, Ostasiatische Lackarbeiten, Braunschweig 1990, S. 82, Kat.-Nr. 29) Die etwas schlicht wirkenden Muster der Leisten sind durchaus üblich, siehe die Kästen in Braunschweig als auch in Amsterdam.

Koromandellacke sind in erster in Europa anzutreffen. Doch es gab, wie bereits erwähnt, auch einen inländischen Markt für diese Erzeugnisse. Im Palastmuseum Beijing finden sich neben einem typischen Stellschirm auch ein Kasten (29 x 70 x 50 cm), der auf dem Deckel einen Phönixdekor zeigt und an der Seite eine Landschaft (Qingdai qiqi/Lacquer Wares of the Qing Dynasty [Gugong bowuguan cang wenwu zhenpin quanqi/The Complete Collection of Treasures of the Palace Museum, vol. 4], Hong Kong 2006, Nr. 196)

清十七世紀世紀/晚期十八世紀早期
罕見黑漆款彩西王母壽老八仙郭子仪圖大箱
來源:德國黑森州私人收藏,出自赫斯特公司(Hoechst)收藏遺產,蒐集於二十世紀上半葉,後由其家族繼承
可比:Nicole Brugier著,《Les lacques de Coromandel》洛桑 2015年, 圖195

款彩在明清甚為普遍,特別常用於製作屏風,在清初成為潮流。
法国藏家收藏16至17世纪,中西方贸易频繁,款彩屏风是重要的贸易品之一,因为途径印度尼西亚万丹,故而被称为「万丹漆」。自清晚期始,法国又流行将中国的屏风或柜门截下,做成桌、几等面的做法。
款彩,也稱大雕填或刻灰,是一種漆器工藝。
款彩是在木板上以漆灰為底子,上黑漆或其他色漆,用類似白描的手法在漆面上勾出花紋,然後把花紋輪廓裡的漆灰清空,再補上各種色漆或色油在裡面,成為彩色圖畫。花紋輪廓高起,所以看上去像是印線裝書的木板。
手頭上的這個物件很可能是中國制造的。箱子的體積令人驚訝。
到目前尚未找到類似這種大尺寸的比較示例。
值得關注的是其形態描繪呈現的多樣性: 仙境,宮殿場景,古董靜物以及荷花池。
這些描繪在十八世紀的歐洲人看來是非常有異國情調的。
這在當年的中國是典型的屏風描繪的形式,作為呈獻給60至70歲的達官顯貴的生日禮物。
在阿姆斯特丹國立博物館有一個很類似的箱子。

Provenienz

Privatsammlung, Hessen, aus dem Nachlass der Gründerfamilie der Farbwerke Hoechst, zusammengetragen in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts

Literaturhinweise

Nicole Brugier, Les lacques de Coromandel, Lausanne 2015, Abb. S. 195 (hier beschrieben als England, 18. Jh.)