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Lot 240 Dα

Rundes Tablett. Holz und Lack. Spätes 19. Jh.

Auktion 1190 - Übersicht Köln
11.12.2021, 11:00 - Asiatische Kunst
Schätzpreis: 8.000 € - 10.000 €

Rundes Tablett. Holz und Lack. Spätes 19. Jh.

Aufschrift: Gyonen nanajunana so (der Alte im Alter von 77 Jahren) Zeshin
Mit schrägem Rand. In flotter Zeichnung mit einem mit Schwarzlack getränkten spitzen Pinsel ein Hase, der mochi stampft, auf Wolken. Der Boden schwarz lackiert. Kleine Lackabplatzungen am Rand mit Silberlack repariert, die an einzelne mochi-Spritzer denken lassen. Holzkasten mit langer Aufschrift an der Deckelrückseite mit dem Datum Showa 32 (1957). An der Seite ein älterer Papierzettel mit der Aufschrift: Zeshin urushi-e shu bon.
H 2,9 cm; D 24 cm

Die Zeichnung zeigt einen Hasen vor einem sanduhrförmigen Trog mit den typischen Einkerbungen, die als Griffschalen dienen. Er hält einen Stößel. In China heißt es, der Hase lebe im Mond und zerstoße hier Zimtzweige zu einem Elixier. Diese Legende gelangte nach Japan, wo die Darstellung neu-interpretiert wurde, der Hase stampft gekochten Klebereis zu einem Teig für Reiskuchen (mochi). Dabei ergab sich ein Wortspiel, denn mochizuki - mit unterschiedlichen Schriftzeichen geschrieben - bedeutet sowohl „Reis zu mochi-Teig stampfen“, als auch „Vollmond“. Mochi-Stampfen ist in den letzten Tagen des Jahres allerorts Brauch, denn mochi-Kuchen werden zum Verzehr als auch zur Dekoration zu Neujahr benötigt.

Im Œuvre des außerordentlich produktiven Shibata Zeshin ist der Hase eher selten wiederzufinden. Eine inhaltlich vergleichbare Darstellung findet sich bei einem Holzschnitt, in dem Hasen einen mochi-Trog schleppen und aus dem Vollmond herauszutreten scheinen. Der Bezug des Hasen-Mond-Motivs des vorliegenden Tellers zum Beschenkten liegt im Thema Mond. Der Besitzer des Gartens „Klarer Mond“ wird beschenkt mit einem Motiv, das mit „Vollmond“ assoziiert wird.

Sets von Schalen, Teller und andere gehobene Geschirr finden sich bei Zeshin häufiger. Der vorliegende Teller könnte im Zusammenhang mit dem kaiseki-Mahl, das bei Tee-Zusammenkünften serviert wurde, verwendet worden sein und zwar für Süßigkeiten. Diese wurden vor dem Einnehmen des bitteren aufgeschlagenen Tees zu sich genommen. Süßes (okashi) und matcha-Tee waren der Abschluss eines meist aus sechs Gängen bestehenden kaiseki-Mahls.



Auf der Innenseite des Deckels steht eine lange Aufschrift, die sich wie folgt übersetzen lässt:
Seit Juni des Jahres 1957 wird mir bei der Ausübung der kaiseki-Kochkunst ihre freundliche Unterweisung zuteil. Um meine große Dankbarkeit auszudrücken habe ich dieses Geschenk anlässlich der heutigen Tee-Zusammenkunft zu tanabata [7.7.] mitgebracht. Ich übergebe Ihnen ein rundes Tablett mit der Zeichnung von Hasen und Mond des Lackmeisters Zeshin.
An einem glückverheißenden Tag im 7. Monat des Jahres 1957
Geschrieben von Chôchôan Matsuzawa Juzan. Siegel: Ju
Für Meigetsuen-shû Seijô/Shôjô Takenori/ Taketoku

Demzufolge schenkt ein gewisser Matsuzawa Juzan (Juzan ist ein Pseudonym) dieses Tablett dem Seijo (oder Shôjô) Takenori oder (Taketoku), Herr des Gartens des Klaren Mondes. Bei dem Namen Seijo (oder Shôjô) handelt es sich um einen wenig gebräuchlichen Familiennamen.

Provenienz

Privatsammlung, Berlin

Literaturhinweise

Vgl. eine ähnliche Darstellung in: The Art of Shibata Zeshin. The Mr and Mrs James O'Brien Collection at the Honolulu Academy of Arts. Honolulu 1979, S. 151, Abb. 89