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Lot 1019 Dα

Kannenpaar aus dem Dresdener Hofsilber

Auktion 1196 - Übersicht Köln
20.05.2022, 10:00 - Kunstgewerbe inkl. hochbedeutender Mörser der Sammlung Schwarzach Teil IV.
Schätzpreis: 15.000 € - 20.000 €

Kannenpaar aus dem Dresdener Hofsilber

Silber; innen vergoldet. Kaffeekanne und Heißmilchkanne. Auf kräftigem Standring zylindrischer Korpus mit seitlichem Holzstiel und hoch angesetzter kurzer Tülle. Der aufgewölbte Scharnierdeckel mit Balusterknauf. Unter dem Boden das gravierte Monogramm "FA im Schilde unter Kurhut"; die Kaffeekanne mit der Inventarnummer 1. und Gewichtsangabe "3 Mr. 8 lt. 1 d.". Die Milchkanne mit der Inventarnummer 6. und Gewichtsangabe "2 Mr. 4 lt. 1 q. 3 d.". Marken: Die Kaffeekanne mit BZ Dresden für das dritte Viertel des 18. Jh., MZ Gebrüder Schrödel (1774/75 - 1810, Rosenberg Nr. 1675, 1815); die Milchkanne mit BZ Dresden mit Jahresbuchstabe F für 1755 und MZ Carl David Schrödel (1741 - 1773, Rosenberg Nr. 1671, 1705 ff., 1807), Tremolierstiche. H der Kaffeekanne 19,3 cm, Gewicht 836 g. H der Heißmilchkanne 14,6 cm, Gewicht 560 g.
Dresden, Carl David, Carl Christian und Friedrich Christian Schrödel, um 1755 - 1780.

Nach dem Tod seines Vaters, Augusts des Starken, 1733 in Warschau, wurde Friedrich August II. (1696 - 1763) Kurfürst von Sachsen. Noch im gleichen Jahr ordnete er eine Revision der reich gefüllten Hofsilberkammer an, die mindestens sechs umfangreiche, teils aus mehreren hundert Teilen bestehende Service enthielt (vgl. Arnold S. 31). Einige der früheren Garnituren ließ Friedrich August II. einschmelzen, im Gegenzug wurden aber auch neue Service bestellt. Die nachfolgenden Generationen führten ganz offensichtlich den Ausbau der Silberkammer fort: Die zweite unserer beiden Kannen bestellte um 1780 sein Enkel, Kurfürst Friedrich August III., der ab 1763 dasselbe Monogramm führte.

Untrennbar mit der Neugestaltung der höfischen Silberbestände verbunden sind die Dresdner Goldschmiedefamilien Ingermann und Schrödel, die seit 1724 immer wieder Hofjuweliere hervorgebracht haben. Carl Christian und Friedrich Christian Schrödel waren offenbar Zwillingsbrüder, die beide kurz nacheinander Meister wurden, gemeinsam die Amtsnachfolge ihres Vaters Carl David antraten, im selben Hause wohnten und beide 1810 starben.

1789 ließ der Oberküchenmeister und Hofwirtschaftsdirektor Melchior Heinrich v. Breitenbauch ein neues Inventar des Tafelsilbers am Dresdner Hof anlegen. Das „Churfürstl.-Sächßl. Silber-Kammer-Inventarium“ führt in Band 2, Kapitel III Abschnitt 9 "An Silbernen Thee und Cafe Zeuge" auch "Zweÿ große glatt runde Cafe oder Milchkannen ohne Bäuche, inwendig vergoldet (...) mit FA im Schilde" auf; darunter auch unsere "No. 1" und "No. 4" mit den in der Gravur angegebenen Gewichten in Mark, Lot, Quent und Pfennig.

Provenienz

Privatsammlung Luxemburg; verst. Lempertz A. 622, Juni 1987, Lot 1433; Kunsthandel Fritz Payer, Zürich; deutsche Privatsammlung.

Literaturhinweise

Zur Hofsilberkammer vgl. vor allem Arnold, Dresdner Hofsilber des 18. Jahrhunderts, Publikation der Kulturstiftung der Länder und der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Berlin/Dresden 1994, S. 30 ff., sowie, zu den Meisterzeichen der Schrödels, ebd. S. 51.