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Lot 4 Dα

Seltenes klassizistisches Ringstein-Kabinett

Auktion 1207 - Übersicht Köln
17.11.2022, 10:30 - Schmuck und Uhren
Schätzpreis: 50.000 € - 70.000 €

Seltenes klassizistisches Ringstein-Kabinett

Gelbgold. Ring in flacher Marquiseform, der ovale Wechsel-Ringkopf scharniert und mit umlaufend ziseliertem Lorbeerfries. Dazu 40 austauschbare Oval-Cabochons aus unterschiedlichen polierten Achaten (ca. 25,7 x 15,3 mm) mit rückseitiger Nummerierung. Präsentiert auf zwei samtgefütterten Tabletts mit türkisfarbenem Papierbezug, für den Ring eine durchgehende Aussparung in der Mitte. Dazu ein entsprechend bezogenes Heftchen mit handgeschriebenem Katalog der Mineralien in deutscher Sprache. Das originale Etui in Buchform mit goldgeprägtem Lederrücken bez. "AMUSEMENT LITHOLOGIQUE" und mit herausziehbarem Karton-Schuber. Nicht gestempelt. Etui mit feinen Alters- und Gebrauchsspuren. Ring: RW 55, Gewicht (ohne Stein) 3,95 g. Etui 18,5 x 12,5 x 4,5 cm.
Johann Christian Neuber zugeschrieben, Dresden, um 1790.

Die Mineralien sind wie folgt beschrieben:
"1. Amazonitstein aus Siberien (Sibirien), 2. Haarstein von Chemmnitz, 3. Rosenquarz aus den Hohwald, 4. Orientalischer Carneol, 5. Agath von Chemmnitz, 6. Wismuth von Freiberg, 7. Jaspis aus Italien, 8. Agath bei Lipse, 9. Hornstein, 10. Rother Kiesel, 11. Obal (Opal) Carneol, 12. Jaspis aus Siberien (Sibirien), 13. Agath von Liebenwerda, 14. Band Calcedon von Island, 15. Agath von Chemmnitz, 16. Band Agath von Maxen, 17. Granit mit Cristal, 18. Agath mit Quarz, 19. Tiger Jaspis, 20. Weiser Agath, 21. Versteinert Holz von Plauen, 22. Ammedist (Amethyst) von Borstenstein, 23. Labis lazuli (Lapislazuli), 24. Criesopraß (Chrysopras) aus Schlesien, 25. Weiss und brauner Jaspis, 26. Porfir (Porphyr) 27. Agath (Achat) aus der Pfalz, 28. Versteinert Holz aus den Plauschen Grund, 29. Grüner Jaspis bei Wittgenau, 30. Trümmer Agath bei Maxen, 31. Versteinert Holz, 32 Agath mit Quarz bei Freiberg, 33. Versteinert Holz aus den Coburg'schen, 34. Avangturin (Aventurin) aus Siberien (Sibirien), 35. Hornstein, 36. Wismuth, 37. Agath von Anneberg 38. Jaspis, 39. Brauner Jaspis, 40. Amedist (Amethyst) Mutter".
Diese seltenen Ringstein- und Schmucksteinkabinette, die in der Tradition der fürstlichen Kunst- und Wunderkammern stehen, sind ein Ausdruck der späten deutschen Aufklärung im ausgehenden 18. Jh. Mit dem Aufblühen der Naturwissenschaften wurde auch die Mineralogie zu einem Sammelgebiet, dem sich nun verstärkt sowohl Gelehrte, als auch Amateure des aufstrebenden Bildungsbürgertums widmeten. Wie der Titel „Amusement Lithologique“ verrät, dienten diese handlichen Ring- und Schmucksteinsammlungen nicht allein dem rein wissenschaftlichen Interesse des Sammlers, sondern auch der persönlichen Erbauung. Die aus der ganzen Welt zusammengetragenen farbigen Steine waren variabel als modisches Accessoire tragbar und demonstrierten Bildung und Weltgewandtheit des Trägers.

Literaturhinweise

Vgl. Kugel (Hrsg.), Gold, Jasper and Carnelian, Johann Christian Neuber at the Saxonian Court, London 2012, S. 37 - 98, S. 381 ff. Insgesamt werden hier 21 bisher recherchierte Schmuckstein- bzw. Ringstein-Kabinette angeführt, die nach Dresden oder Augsburg lokalisiert und zwischen 1790 und 1801 datiert werden. Fünf davon sind in vergleichbarer Buchform, tragen ebenfalls den Titel "Amusement Lithologique" (RK 7-11) und werden der Werkstatt des Dresdener Meisters Johann Christian Neuber zugeschrieben. Davon hat sich nur bei einem Exemplar mit 41 rechteckigen Steinplaketten und mit französischem Katalogheft, der originale Ring erhalten (RK 8, Kunsthandel Laue, München). Stilistisch aus dem selben Atelier wie unseres stammen wohl ein Schmuckstein-Kabinett mit 63 Plaketten in der Wiener Sammlung Simone und Peter Huber (RK9) sowie ein weiteres mit 105 Cabochons aus dem Besitz der Anna Freiin von Maltzahn, das sich heute in einer deutschen Privatsammlung befindet. (RK 10). Beide verfügen auch über ein vergleichbares deutsches Katalogheft.