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Lot 372 Dα

Besteckurne. Holz, Lack, Perlmutter und Textil. Nagasaki. Ca. 1800

Auktion 1213 - Übersicht Köln
09.12.2022, 11:00 - Asiatische Kunst
Schätzpreis: 4.500 € - 6.000 €
Ergebnis: 5.040 € (inkl. Aufgeld)

Besteckurne. Holz, Lack, Perlmutter und Textil. Nagasaki. Ca. 1800

Über einem quadratischen, profilierten Sockel erhebt sich auf dünnem Fuß ein nach oben sich erweiternder Korpus mit einem gestuften, von einem profilierten Knauf bekrönten Deckel, der sich hochziehen lässt. Allseitig Schwarzlack, mit zierlichen Blütenzweigen in aogai-Einlagen auf Fuß, dem in 16 vertikale Felder unterteilten Korpus und dem Deckel. In hiramakie Blüten- und Vasendekor am Deckelrand. Schlossbeschlag aus Silber. Innen mit dunkelgrünem Samt ausgekleidet. Rest., vor allem an den Kanten des Deckels, Füße ergänzt.
H 74,5 cm

Diese Besteckkästen im neo-klassizistischen Stil - oft auch als Paare - erfreuten sich in Europa und den Vereinigten Staaten großer Beliebtheit, wie aus der Zahl der in Museumsbesitz befindlichen und im Handel kursierenden Stücken hervorgeht. So findet sich im Ashmolean Museum in Oxford eine Urne, die mit dem Namen des Holzdrechslers Kiyotomo versehen ist, und weitere in der Royal Trust Collection, dem Peabody Essex Museum, Salem, Massachusetts und im Kyûshu National Museum in Daizafu.

In den letzten Jahren des 18. Jahrhunderts begann die Niederländische Ostindien-Kompanie, amerikanische Schiffe zu chartern, um sicherzustellen, dass sie gemäß ihrem Exklusivvertrag mit den japanischen Behörden jedes Jahr die richtige Anzahl von Schiffen nach Nagasaki schicken konnte. Das erste dieser Schiffe, die „Eliza“ aus New York, erlitt 1797 Schiffbruch, aber ein anderes Schiff, die Franklin aus Salem, erreichte Japan 1799 und kam am 19. Juli in Nagasaki an. Aus den Geschäftsbüchern des Kapitäns der Franklin, James Devereux, geht hervor, dass er eine beträchtliche Menge an Lack mitbrachte, die offenbar alle zeitgenössische europäische Formen aufwiesen, darunter "22 fehlende Messerkästen" (Charles H.P. Copeland, Japanese export furniture, in: Antiques, LXVI, Juli 1954, S. 50f); bei einigen davon könnte es sich um Messerkästen handeln, wie sie in der um 1770 modischen Form in der Clive-Sammlung auf Powis Castle zu finden sind (Mary Archer und andere, Treasures from India: The Clive Collection at Powis Castle, London, 1987, Kat.-Nr. 193), aber bei anderen handelte es sich höchstwahrscheinlich um Messerurnen wie das vorliegenden Beispiel. Ein anderes amerikanisches Schiff, die „Margaret“, besuchte Nagasaki im Jahr 1801, und ihr Miteigentümer und Kapitän, Samuel Gardner Derby, erwarb bekanntermaßen eine japanische Messerurne, die heute im Peabody-Essex Museum, Salem, Massachusetts, aufbewahrt wird.

Zu der Sasaya-Werkstatt in Nagasaki und dem Holzdrechsler Kiyotomo aus dem Sanjô-Teramachi-Viertel in Kyoto siehe Oliver Impey, Sasaya Kisuke, Kyoto 'Nagasaki' Lacquer and the woodworker Kiyotomo, in: Oriental Art, Vol. XLIV, no. 2 (Sommer 1998), S. 28-32).

Provenienz

Privatsammlung, Rheinland

Literaturhinweise

Abgeb. in: Antje Papist Matsuo, Brückenschlag von Ost nach West, Japanischer Exportlack aus vier Jahrhunderten, Ausstellungskatalog, Museum für Lackkunst Münster, 2016, S. 106-107, Nr. 34

Ausstellung

Brückenschlag von Ost nach West. Japanischer Exportlack aus vier Jahrhunderten, Museum für Lackkunst, Münster, 10.4.3.7.2016