Paar liegende Löwen als Säulenbasen - image-1
Paar liegende Löwen als Säulenbasen - image-2
Paar liegende Löwen als Säulenbasen - image-3
Paar liegende Löwen als Säulenbasen - image-4
Paar liegende Löwen als Säulenbasen - image-5
Paar liegende Löwen als Säulenbasen - image-6
Paar liegende Löwen als Säulenbasen - image-7
Paar liegende Löwen als Säulenbasen - image-1Paar liegende Löwen als Säulenbasen - image-2Paar liegende Löwen als Säulenbasen - image-3Paar liegende Löwen als Säulenbasen - image-4Paar liegende Löwen als Säulenbasen - image-5Paar liegende Löwen als Säulenbasen - image-6Paar liegende Löwen als Säulenbasen - image-7

Lot 350 Dα

Paar liegende Löwen als Säulenbasen

Auktion 1220 - Übersicht Köln
17.05.2023, 14:00 - Möbel Kunstgewerbe
Schätzpreis: 15.000 € - 25.000 €
Ergebnis: 18.900 € (inkl. Aufgeld)

Paar liegende Löwen als Säulenbasen

Roter Veroneser Marmor, die Pupillen inkrustiert aus schwarzem Marmor. Auf länglich oblongen Plinthen liegend, als gegenständiges Paar konzipiert, mit einander zugewandten Köpfen. Restaurierungen. H 53 und 57,5, L 110, B 27 cm.
Norditalien / Emilia Romagna, zugeschrieben, 13. Jh.

Unterwerfung und Gehorsam

Diese beiden beeindruckenden Löwenskulpturen lagen ursprünglich rechts und links des Portals einer norditalienischen Kirche. Auf ihren Rücken trugen sie Säulen, die einen Portikus stützten. Sie gehörten also zur Gestaltung eines Eingangs, der den Eintritt in die spirituelle Welt markiert.
Die traditionelle Ikonographie erklärt den unter der Säule liegenden Löwen als das Dämonische, das sich unterordnet. Diese dienenden Löwen finden sich meist rechts und links von Kirchenportalen wie bei San Zeno in Verona, dem Duomo in Cremona und der Cattedrale di Santa Maria Assunta von Parma. Einige dieser Löwen haben Beute zwischen den vorderen Tatzen wie z.B. vor dem Duomo von Modena. Sie verbildlichen den todbringende Böse. Eine radikale Komposition in dem Tympanon über dem Portal von San Giovanni Fuorcivitas in Pistoia zeigt einen Menschen, der unter dem Löwen liegt.
Deborah Kahn beschreibt eine weitere Konnotation:
"The symbolism of the lion in twelfth century art varies considerably. Inscriptions suggest that the lion sometimes represented a diabolical force, but that it could also be given a positive meaning, as in Proverbs (30.30) where the lion is called “the strongest of all animals.” The Physiologus (a Greek natural history text of ca. 150) describes the lion as sleeping with its eyes open and never relaxing its guard. In this sense it may have stood as a symbol for Christ who never relaxed his vigilance in looking after his flock." (Die Symbolik des Löwen in der Kunst des zwölften Jahrhunderts ist sehr unterschiedlich. Inschriften deuten darauf hin, dass der Löwe manchmal eine teuflische Kraft darstellte, dass er aber auch eine positive Bedeutung haben konnte, wie in den Sprüchen (30.30), wo der Löwe als "das stärkste aller Tiere" bezeichnet wird. Der Physiologus (ein griechischer naturkundlicher Text aus der Zeit um 150) beschreibt den Löwen als einen, der mit offenen Augen schläft und niemals seine Wachsamkeit verliert. In diesem Sinne könnte er als Symbol für Christus gestanden haben, der in seiner Wachsamkeit gegenüber seiner Herde nie nachließ.)
Die Wächterfunktion des hier vorgestellten Löwenpaars ist evident, mit den weit göffneten und farblich betonten Augen. Zwischen ihren Tatzen befindet sich keine Beute, die die Gefahr und Bösartigkeit erkennbar machen könnte. Der nach oben gerichtete Blick, die angelegten Ohren, überhaupt die gesamte anthropomorphe Mimik drückt Unterwerfung und Gehorsam aus.

Provenienz

Belgische Privatsammlung.

Literaturhinweise

Zur Ikonographie der Stylobatlöwen s. Bloch, Löwe, in: Kirschbaum (Hg), Lexikon der christlichen Ikonographie, 3. Bd., Freiburg 1971, Spalte 112.
S.a. Kahn, "Stylobate Lion" in Eye of the Beholder, Boston 2003.
S.a. Jäckel, Der Herrscher als Löwe: Ursprung und Gebrauch eines politischen Symbols im Früh- und Hochmittelalter, Köln 2006.
Ähnliche Exemplare in den Sammlungen Museo Diocesano Parma, Victoria & Albert Museum London, acc. no. 324-1889, Isabella Stewart Gardner Museum Boston, acc. no. S10s3.