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Lot 401 Dα

Vier Stühle von Abraham Roentgen

Auktion 1220 - Übersicht Köln
17.05.2023, 14:00 - Möbel Kunstgewerbe
Schätzpreis: 30.000 € - 40.000 €

Vier Stühle von Abraham Roentgen

Nuss geschnitzt, massiv und furniert, Nussmaser, Buche und Olivenholz, Polsterung und Textilbezug ersetzt. Auf nach außen geschwungenen Vorderbeinen mit Volutenfüßen eine trapezoid geschweifte Sitzfläche. Knie und Tablier der furnierten Zarge fein mouluriert mit Akanthusblättern. Offene Rückenlehne mit furniertem Mittelbaluster, auf den Schultern geschnitzte Akanthusvoluten. In sehr gut restauriertem Zustand, stabil. H 103, Sitztiefe 41 cm.
Neuwied, um 1750 - 60.

Nach Abschluss seiner Ausbildung im väterlichen Betrieb verbrachte Abraham Roentgen seine Gesellenzeit auf Wanderschaft. Anfang der 1730er Jahre arbeitete er erst in den Niederlanden in Amsterdam, Den Haag und Rotterdam, im Anschluss, von 1733 bis 1738, in London. Dort kam er in Berührung mit Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf, dem Gründer der Herrnhuter Brüdergemeine. Dieser schloss sich Roentgen 1738 an und siedelte sich mit seiner Frau in der neu gegründeten Siedlung Herrnhaag bei Büdingen an. Nach dem Umzug der Gemeine nach Neuwied konnte er, unterstützt durch das Angebot der Zunft- und Zollfreiheit, eine große, in vielen Bereichen spezialisierte Werkstatt aufbauen und Spitzenprodukte herstellen, die einem internationalen Standard entsprachen.

Wir kennen Stühle von Abraham Roentgen, die unmittelbar auf fürstliche Ordres hin produziert wurden, wie z.B. für Schloss Pommersfelden oder Neuwied. Der architektonische Aufbau ist an niederländischen Vorbildern orientiert, die Abraham Roentgen auf seinen Gesellenreisen kennenlernte. Als er dann seine Werkstatt aufbaute, wurde das Erstellen eines handwerklich erstklassigen, hochwertigen Produkts seine persönliche Priorität, die auch durch seinen Glauben als Herrnhuter getragen war. Er schuf für die Kombination aus geschnitztem und furniertem Rahmen ein neues Qualitätsniveau, das hohen ästhetischen und funktionalen Anforderungen genügen sollte. Bei den hier vorgestellten Stühlen sind die Maserfurniere auf allen Mittelbalustern in gleicher Weise sorgfältig angeordnet, unterstützt von den identischen Schnitzdetails, so dass die Zusammengehörigkeit klar erkennbar ist. Roentgens Stühle wirken detailreicher und verspielter als die zeitgleichen niederländischen, aber er bediente ja auch ein anderes Publikum. Die Ansprüche der deutschen Fürstenhöfe, des rheinländischen Adels waren geprägt durch die heimische Möbelproduktion in kleinen Werkstätten und vor allem durch das süddeutsche Rokoko. Für diese Kreise entwickelte er Modelle im neuen Stil mit einem gewissen Maß an Wiederkennung von Tradiertem, aber auch zahlreichen Alleinstellungsmerkmalen, die zum erfolgreichen Marketing seiner Werkstatt beitrugen.

Provenienz

Ehemals Sammlung der Fürsten zu Wied, Schloss Monrepos. Nach dessen Niederlegung 1969 nach Schloss Neuwied verbracht.
Seit 1979 in süddeutschem Privatbesitz.

Literaturhinweise

Vgl. Himmelheber, Zum Frühwerk Abraham Roentgens, in: Kunst und Antiquitäten 10/1992, S. 57 ff., Abb. 7, der gleiche Stuhl in der Sammlung Historisches Museum Frankfurt.
Vgl. Fabian, Abraham und David Roentgen. Das noch aufgefundene Gesamtwerk ihrer Möbel- und Uhrenkunst in Verbindung mit der Uhrmacherfamilie Kinzing in Neuwied. Leben und Werk, Verzeichnis der Werke, Quellen, Bad Neustadt 1996, Nr. 476 f., die Stühle in Schloss Pommersfelden.