Lot 2104 Dα

Der bislang unbekannte Maler des vorliegenden Selbstbildnisses steht an einer Staffelei und skizziert mit Kreide eine vielfigurige, wohl mythologische Szene, während seine Palette am Boden liegt - sicherlich ein Verweis auf den Vorrang des Disegno, des schöpferischen Entwurfs, vor der malerischen Ausführung. Darüber hinaus betont der Künstler mit den zahlreichen Büchern und Folianten, die zerstreut auf und unter einem Konsoltisch liegen, seine besondere Gelehrsamkeit. Bei einem der Bücher, das sich links neben seinen Füßen befindet, handelt es sich um das 1769 erstmals in Paris erschienene Werk „La peinture poëme en trois chants“ (Abb. 1) des französischen Bühnenautors Antoine-Marin Lemierre (1733-1793), wodurch sich ein terminus post quem für unser Gemälde ergibt.

[Marginalabbildung]
Abb. 1 / Ill. 1:
Antoine-Marin Lemierre: La peinture poëme en trois chants, Paris 1769 (Titelblatt / Title page).