Heiliger Georg und Heiliger Martin
Josef Wüstner, Bayerischer Wald, Raimundsreut, erste Hälfte 19. Jahrhundert.
Hinterglasmalerei mit Deckfarben. Retuschen. Rot gefasste und ebonisierter Weichholzrahmen H 33,5, B 24,5 cm.
Die kleine Gemeinde Raimundsreut im Bayerischen Wald war ab der Mitte des 18. bis weit ins 19. Jahrhundert das ostbayerische Zentrum der volkstümlichen Hinterglasmalerei. Zahlreiche Malerfamilien pflegten über Generationen den Stil der "Malschule Raimundsreut". Am Beginn des 19. Jahrhunderts wurden hier rund 40.000 Hinterglasbilder gefertigt, die die Wanderhändler, sog. "Kraxentrager" in Süddeutschland, in die österreichischen Donauländer, nach Böhmen und bis nach Südtirol vertrieben. Wesentlichen Einfluss hatte diese Kunst auf die Entwicklung des Expressionismus: Ein Raimundsreuter Hinterglasbild mit einem Heiligen Georg inspirierte Wassily Kandinsky zur Titel-Illustration für den Almanach "Der Blaue Reiter".
Die exakte Vorlage für die beiden Hinterglasgemälde ist bekannt - es handelt sich um eine signierte Vorzeichnung, einen Riss von Josef Wüstner (1807 - 1875), der die Darstellungen seitenverkehrt zeigt. Wüstner setzte also eigene Entwürfe um. Seine Werkstatt befand sich in Schönstein.
Provenienz
Kunsthandel München.
Literaturhinweise
Abgebildet bei Steiner, Hinterglas und Kupferstich. Hinterglasgemälde und ihre Vorlagen 1550 - 1850, München 2004, S.224 ff.
Der Riss bei Schuster, Risse zu Hinterglasbildern aus dem 18. und 19. Jahrhundert, Rosenheim 1978, Abb. 108.
Ausstellung
2008 Schaezlerpalais der Kunstsammlungen und Museen Augsburg.