Max Liebermann - Baufälliges Haus (Hofecke, Weimar) - image-1

Lot 821 Dα

Max Liebermann - Baufälliges Haus (Hofecke, Weimar)

Auktion 882 - Übersicht Köln
03.12.2005, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 20.000 € - 30.000 €
Ergebnis: 27.370 € (inkl. Aufgeld)

Öl auf Leinwand, doubliert, 39 x 28,5 cm, gerahmt. Unten links braunschwarz signiert und datiert M. Liebermann 70. Rückseitig auf der oberen Keilrahmenleiste mit einem Ausstellungsetikett der Nationalgalerie Berlin von 1979.
Eberle 1871/1 mit ganzseitiger Farbabb. S. 34

Ist das Gemälde offenbar "70" datiert und in der ersten dokumentierten Ausstellung von 1906 auch so bezeichnet, rubrizieren Hancke und auch Eberle unter "1871".
"Das Bild kann als Beispiel dafür dienen, wie sehr der junge Liebermann anfangs der deutschen Genremalerei des 19. Jahrhunderts und vor allem der Tradition der Weimarer Schule verbunden war. Ähnliche Motive finden sich bei fast allen Malern der Weimarer Akademie, vor allem in den frühen Arbeiten Lenbachs, der hier einige Zeit (1860 - 62) gearbeitet hatte und dessen Ölskizzen in der Akademie zu sehen waren. Entstanden ist es möglicherweise schon unter dem Einfluß des Landschaftsmalers Theodor Hagen, der zu Anfang des Jahres 1871 als Lehrer an die Weimarer Akademie gekommen war. [...]
Liebermann steht in den ersten Jahren immer wieder vor dem Problem, für Skizzen oder Bilder, die er aus einem spontanen Interesse an malerischen Arrangements schuf, auch die richtigen Figuren zu finden. [...] Die in seinem Sinne vollkommene Übereinstimmung zwischen Milieu und Mensch fand er erst einige Jahre später in den Waisen- und Altmmännerhäusern sowie den Arbeitsbildern der achtziger Jahre." (Matthias Eberle, Max Liebermann, Werkverzeichnis der Gemälde und Ölstudien, München 1995, Band I, S. 36).
Wie richtig diese Beobachtung ist, zeigt sich im vorliegenden Bild bei dem nur angedeutetenden sitzenden Knaben mit Hut im Vordergrund; als wäre ihm das zu weit in Richtung Genremalerei gegangen, ließ Liebermann dieses für die Komposition ja nicht unwesentliche Detail unvollendet.

Werkverzeichnis

Eberle 1871/1

Provenienz

Paul Cassirer, Berlin (1914); Tilla Durieux, Berlin (1923); Kunsthandel New York; Dr. Bühler, München (1972); W. J. Selle, Frankfurt am Main (bis 1982); Hauswedell & Nolte, Hamburg (1982), Auktion 243, Kat. Nr. 900; Hanna Bekker vom Rath (1984); Privatbesitz

Literaturhinweise

Erich Hancke, Max Liebermann. Sein Leben und seine Werke, Berlin 1914 (bzw. 1923, 2. Auflage), S. 528 ("Verzeichnis der Ölbilder, Pastelle und Aquarelle von Max Liebermann", datiert "1871") mit Abb. auf S. 71

Ausstellung

Wiesbaden 1909 (Erste große Kunstausstellung), Nr. 349 ("Hofecke", gemalt in Weimar 1870"); Hannover 1916 (Kestner Gesellschaft), Max Liebermann, 1. Sonderausstellung der Kestner Gesellschaft Hannover, Nr. 2; Berlin 1927 (Galerie Thannhauser), Eröffnungsausstellung, Nr. 154; Bremen 1927 (Graphisches Kabinett), Max Liebermann, Kollektiv-Ausstellung, Nr. 1; Berlin/München 1979/1980 (Nationalgalerie bzw. Haus der Kunst), Max Liebermann in seiner Zeit, Kat. Nr. 2 mit ganzseitiger Farbabb. S. 149