Hermann Max Pechstein - Kornfeld - image-1

Lot 802 D

Hermann Max Pechstein - Kornfeld

Auktion 905 - Übersicht Köln
02.06.2007, 00:00 - - 900. Auktionen - Moderne Kunst
Schätzpreis: 140.000 € - 160.000 €
Ergebnis: 226.100 € (inkl. Aufgeld)

Öl auf Leinwand 70,4 x 80,5 cm, gerahmt. Unten rechts schwarz signiert und datiert HMPechstein (H, M und P ligiert) sowie rückseitig auf der Leinwand in der Mitte mit dem Pinsel schwarz datiert, betitelt und signiert 1922 (25 Kornfeld HMPechstein (H, M und P ligiert). - Rückseitig auf dem Keilrahmen mit dem Fragment eines alten Papieraufklebers, darauf mit Tinte beschriftet "No. 15/ [K]ornfeld" sowie seitlich rechts mit den Resten eines alten Berliner Speditionsaufklebers. - Stellenweise mit zartem, kleinteiligen Craquelé, vor allem längs des unteren Randes.

Die Jahre nach der Rückkehr aus dem I. Weltkrieg waren für Max Pechstein aufregend und extrem arbeitsintensiv zugleich: Durch die allgemeine wirtschaftliche Lage bedingt, aber auch wegen des Vertrauensbruchs seines Kunsthändlers und durch die Trennung von seiner ersten Frau stand der Maler praktisch vor einem Neuanfang, der sich auch im künstlerischen Werk bemerkbar machte. Zwar knüpfte er an die Palau-Reise und die darauf folgenden Kriegserlebnisse an, indem er graphische Zyklen und Bilder nach dem wenigen, mitgebrachten zeichnerischen Material anfertigte. Nach der expressionistischen "Brücke"-Zeit war die Malerei der zwanziger Jahre jedoch bei Pechstein - ähnlich wie bei Erich Heckel - von einer neuen Gegenständlichkeit geprägt, die in souveräner Formgestaltung und kostbarer Farbigkeit die sichtbare Welt wiedergab. Besonders das Jahr 1922 ist eines seiner produktivsten, was auch auf den nun persönlich werdenden Kontakt zu dem Mäzen und Arzt Dr. Walter Minnich in Montreux zurückzuführen ist. Das vorliegende Bild "Kornfeld" (als 25. Gemälde dieses Jahres entstanden) wurde wahrscheinlich bei dem Aufenthalt in Leba, Pommern, in den Sommermonaten des Jahres 1922 (August/September) gemalt. Die Bilder dieser Zeit "... besitzen eine eigenartige, intensive Atmosphäre. Wenn man berücksichtigt, daß Pechstein vom Expressionismus herkommt und sogar zu den Mitbegründern dieser Stilrichtung gehört, so könnte man sagen, daß er in solchen stimmungsvollen, auf bestimmte Farbakzente aufgebauten Bildern die Realität aus expressiver Optik neu definiert. Statt der Emotion als künstlerische Antriebskraft dominiert jedoch die Suche nach der geprägten Form." (Magdalena M. Moeller, Zu Pechsteins Stil und Stilentwicklung, in: Max Pechstein. Sein malerisches Werk. München 1996, S. 60). Am Beispiel des vorliegenden Gemäldes läßt sich das leicht nachvollziehen: Die Komposition ist auf klassische Weise - auch farblich von Dunkel nach Hell - in die Tiefe gestaffelt, wenige Details, dafür große, farbig deutlich gegeneinander abgesetzte Flächen, bestimmen den Rhythmus der Malerei, ein exquisites Kolorit aus nur wenigen Komplementärfarben (Gelb, Rot, Grün und Blau) läßt die Atmosphäre eines sommerlich heißen Tages aufscheinen.

Provenienz

Ehemals Berliner Privatsammlung