Alexej von Jawlensky - Blumenstilleben - image-1

Lot 930 D

Alexej von Jawlensky - Blumenstilleben

Auktion 950 - Übersicht Köln
05.12.2009, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 40.000 € - 50.000 €
Ergebnis: 96.000 € (inkl. Aufgeld)

Öl auf leinenstrukturiertem Papier 35,2 x 25,1/25,3 cm, auf Leinwand 36,2 x 27,8 cm aufgezogen, gerahmt. Unten links schwarz monogrammiert A.J. und rechts datiert 37. - Rückseitig auf rotbraun eingetöntem Rückseitenschutz schwarz von fremder Hand bezeichnet "JAWLENSKY 37/ TO 16" [Ziffer im Kreis]; mit zwei Adressaufklebern des ehemaligen Eigentümers. - Stellenweise an der Kante der Leinwand geringfügig berieben.

Das späte kleine Blumenstück mag zu den letzten Werken gehören, die Jawlensky 1937 malte, bevor die künstlerische Produktion des schwer an Athritis erkrankten Malers bekanntlich versiegte. Das bislang nicht publizierte und in einer Frankfurter Privatsammlung überlieferte Werk steht in der Reihe der kleinformatigen Blumenstilleben, die parallel zu den "Meditationen" entstanden: jedes Oeuvre eine konzentrierte, formal verdichtete Schöpfung und eine Variation auf ein unerschöpfliches Thema, jedes aber auch individuell und unverwechselbar. Wie bei den "Meditationen" kommt es auf Grund der gewählten Beschränkung und der zentrierten Gestaltung des Motivs - hier vorliegend ein Werk von ausponderiertem Gleichgewicht der hellen, abstrahierten Blüten vor dunklem Grund -, zu ähnlichen beschriebenen Phänomenen der Wahrnehmung. Im "Blumenstilleben" kontrastieren die freien, weich bewegten Pinselzüge, die die Farbe vermischt aufnehmen und organisch differenzieren zu der strengeren vertikalen und dunkeltonigen Struktur des Hintergrundes.
"Wohl kaum ein zweitesmal werden sich in der Geschichte der Malerei so kleine Bilder meditativen Inhalts finden, die ihre Entstehung einem derart unvergleichbar aktiven und schmerzhaften Körpereinsatz verdanken. Der einzelne, breitbahnige Duktus des Pinsels gewinnt eine ungeahnte emotionale Qualität. Fast paradoxerweise verletzt er aber nie den schon im Format angelegten, miniaturhaften Charakter. Nunmehr sind es - wie im Alterswerk einiger anderer großer Künstler - die extremen Gegensätze, die sich steigern und in einer höheren Gesamtheit sublimiert werden." (Michael Semff zu Jawlenskys "Meditationen", in: Bildzyklen, Zeugnisse verfemter Kunst in Deutschland 1933-1945, Ausst. Kat. Staatsgalerie Stuttgart 1987, S. 19)

Zertifikat

Mit einem Gutachten des Alexej von Jawlensky-Archivs, Locarno, vom 30. Juni 2009; das Werk wurde technologisch untersucht; es wird in das Werkverzeichnis Alexej von Jawlenskys aufgenommen

Provenienz

Ehemals Sammlung H. Tomaschek, Frankfurt