Delft

Delft war eine blühende Handelsstadt im Goldenen Zeitalter

Delft gehört zu den ältesten Städten der Niederlande, berühmtester Sohn der Stadt ist der Maler Jan Vermeer van Delft (1632–1675). In der Altstadt lassen sich noch heute zahlreiche Zeugen für die glanzvolle Vergangenheit als eine der blühendsten Handelsstädte während des Goldenen Zeitalters der Niederlande finden. Untrennbar verbunden mit dem Aufstieg der alten Universitätsstadt ist die Delfter Fayence. Wahrscheinlich gelangte die Kunst der Fayenceherstellung erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts aus Italien in die Niederlande, möglicherweise spielten auch deutsche Künstler bei der Vermittlung eine wichtige Rolle. Nachdem zu Beginn des 17. Jahrhunderts die Niederländische Ostindien-Kompanie, eines der größten Handelsunternehmen in dieser Zeit, in großem Stil Porzellan aus China importierte, bemühte man sich in den Niederlanden, dieses begehrte Produkt zu imitieren. Das Ergebnis dieser Bemühungen waren hochwertige Keramiken mit einer dicken weißen Zinnglasur, die äußerlich dem berühmten chinesischen Porzellan sehr nahekam. Diese Art von Keramik ist auch unter dem Namen Majolika bekannt.

Delfter Blau – eine der berühmtesten Farben der Welt

Delfter Fayence erlebte ihre Blütezeit in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, der Aufschwung ist eng verbunden mit Meistern wie Aelbrecht de Kijzer und Adriaen Pijnacker. Weltweiten Ruhm erlangten die blauweißen Keramiken, die in der Blütezeit der Delfter Fayencekunst von mehreren Manufakturen produziert wurden und zu einer Vielzahl von Tischgeschirr, Vasen, Fliesen (Delfter Kacheln) und exotischeren Spielereien wie Geigen und Blumenkörben führten. Der Begriff Delfter Blau ist nicht geschützt und darf frei genutzt werden. So kommt es, dass heute auch blauweiße Keramiken, die gar nicht in Delft entstanden ist, so bezeichnet werden. Zeitweilig waren sogar Autos mit entsprechender Lackierung erhältlich – zum Beispiel von Volkswagen. Neben dem weltberühmten Delfter Blau verwendeten die Delfter Keramikkünstler auch Rot, Gelb, Grün und Gold. Charakteristisch sind die hochglänzende Außenfläche und eine glanzlose Rückseite, die häufig von durch Luftblasen verursachte eingesunkenen Stellen durchzogen ist.

Das Meißner Porzellan wurde zur größten Konkurrenz

Delfter Fayence verlor Mitte des 18. Jahrhunderts an Anziehungskraft und wurde bald durch den unaufhaltsamen Siegeszug des Meißner Porzellans in den Hintergrund gedrängt. Auch das aufkommende und beliebter werdende englische Steingut lief der Keramikkunst aus Delft zunehmend den Rang ab. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gewann die Delfter Keramik wieder an Bedeutung und wurde nach tradiertem Vorbild erneut in größerem Umfang produziert. Von den 24 Brennereien des Jahres 1750 existiert heute nur noch eine einzige: Die Keramikmanufaktur De Porceleyne Fles wurde 1653 gegründet und ist das einzige Unternehmen, das seinen Betrieb bis heute ungebrochen fortführt. Für Delft ist die Manufaktur eine beliebte Touristenattraktion: Mehr als 140.000 Besucher strömen jedes Jahr durch die Produktionsstätten und das angegliederte Museum.