Clara Porges

Clara Porges studierte bei Walter Leistikow in Berlin

Clara Porges wurde am 17. September 1879 als Clara Sommer in Berlin geboren. Ihre Neigung zu den schönen Künsten führte sie 1896 an die Städtische Kunstschule in Berlin, die zu dieser Zeit von dem Impressionisten Max Liebermann (1847–1935) geleitet wurde. Dort erlernte sie nicht nur die Grundlagen der Malerei, sondern widmete sich auch der Musik. 1898 wechselte Clara Porges an die Akademie Fehr, die der dänisch-deutsche Bildhauer, Grafiker und Maler Conrad Fehr (1854–1933) wenige Jahre zuvor als Alternative zur Berliner Akademie der Künste gegründet hatte. Zu ihren Lehrern zählte dort Walter Leistikow (1865–1908), Maler und Grafiker des Impressionismus und Gründungsmitglied der Berliner Künstlergruppe Vereinigung der XI, damals neben der Münchener Secession der einflussreichste eigenständige Künstlerzusammenschluss in Deutschland. 1901 begann Clara Porges mit Studienreisen nach Italien und Österreich. In Wien machte sie die Bekanntschaft des Malers und Kunstprofessors Paul Kutscha (1872–1935), der sie auf ihrem Weg bestärkte.

Vom Hollershaus Irschenhausen ins Schweizer Engadin

Clara Porges, wie Clara Sommer nach der 1905 erfolgten Hochzeit mit dem österreichischen Violinisten Friedrich Walter Porges hieß, gründete mit ihrem Mann nach weiteren Reisen ein Atelier zum Malen und Musizieren im Hollershaus Irschenhausen, das heute einem breiten Publikum als Kulisse für die Fernsehserie Der Bulle von Tölz mit Ottfried Fischer bekannt ist. Die Lektüre des Briefwechsels zwischen dem Philosophen Friedrich Nietzsche (1844–1900) und dem Komponisten Peter Gast (Heinrich Köselitz, 1854–1918) machte Clara Porges auf die Schweizer Ortschaft Sils im Engadin aufmerksam. Die Landschaft um den Silsersee gefiel der Künstlerin so gut, dass sie 1918 ihren Wohnsitz in die Schweiz verlegte. 1932 starb Friedrich Walter Porges, worauf die Künstlerin in unruhigem Wechsel zwischen dem Engadin, Tessin und Italien umherzog. Ein Stipendium der Villa Romana führte Clara Porges nach Florenz, darüber hinaus ist über die letzten Lebensjahre der Künstlerin kaum etwas bekannt.

Geldprobleme und Vorurteile erschwerten den Weg

Clara Porges nahm 1912 zum ersten Mal an einer Ausstellung teil (im Münchener Glaspalast) und konnte sich in der Folge an weiteren Gruppenausstellungen beteiligen. In den 1920er Jahren orientierte sie sich an Vorbildern wie Ferdinand Hodler (1853–1918), Giovanni Giacometti (1868–1933) und Giovanni Segantini (1858–1899), deren Werken sie ihre eigenen Interpretationen und Akzente im Stil des Expressionismus entgegengesetzte. Neben ihren zahlreichen Landschaftsbildern entstanden auch Porträts, Stadtansichten und Allegorien. Nach dem Tod ihres Mannes war die Künstlerin vom Verkauf ihrer Bilder abhängig, so dass sie gezwungen war, eine hohe Produktivität zu entfalten und ihre Motive zu wiederholen. Dass die Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten (GSMBA) zu dieser Zeit keine Frauen aufnahm, behinderte ihre künstlerische Laufbahn zusätzlich und erschwerte den Zugang zum Kunstmarkt. In diesen schwierigen Verhältnissen entwickelte sich ihr Stil nicht mehr signifikant weiter.

Clara Porges starb am 17. Mai 1963 in Samedan in der Schweiz.