Turi Simeti

Turi Simeti wollte als Künstler neue Wege beschreiten

Turi Simeti wurde am 5. August 1929 in Alcamo auf Sizilien geboren. Seine Neigung zur bildenden Kunst führte ihn 1958 im Alter von 29 Jahren nach Rom, wo er Kontakte zu den wichtigsten Künstlern der Stadt knüpfte, darunter Alberto Burri (1915–1995), in dessen Atelier er häufig zu Gast war und dessen informelle Materialbilder seinen eigenen Werdegang als Künstler stark beeinflussten. Turi Simeti eignete sich die Malerei trotz dieser wertvollen Erfahrungen weitgehend als Autodidakt an und suchte für sein Schaffen eigene Wege. Auf seinen Reisen durch Europa besuchte er für längere Zeit die großen Kulturmetropolen Paris, London und Basel und lernte die wichtigsten Vertreter der Avantgarde kennen. Diese Begegnungen verstärkten in ihm den Wunsch, mit seiner Kunst neue Wege zu beschreiten und die etablierten Grenzen und Gepflogenheiten kreativen Schaffens zu überwinden. Mit diesem Ziel vor Augen begann er eine ganze Reihe von Experimenten mit unterschiedlichen Materialien.

Teil einer neuen italienischen Avantgarde-Generation

Turi Simeti entwickelte das Oval als charakteristisches Markenzeichen seiner Kunst. Die ekliptische Form erzeugte er unter anderem, indem er die Ecken rechteckiger Kartons behutsam mit einer Kerze verbrannte. In den 1960er Jahren kristallisierten sich monochrome Reliefs als das gestalterische Mittel seiner Wahl heraus und bestimmten von da an die künstlerische Arbeit von Turi Simeti. Durch ein geschicktes Zusammenspiel von Licht und Schatten entstand ein faszinierender dreidimensionaler Effekt. 1965 verlegte Simeti seinen Wohnsitz und Lebensmittelpunkt nach Mailand, wo er sich einer neuen Generation italienischer Künstler um Lucio Fontana (1899–1968) und Piero Manzoni (1933–1963) anschloss. Als die Düsseldorfer Künstler Heinz Mack (*1931), Otto Piene (1928–2014) und Günther Uecker (*1930) ihre berühmte »ZERO Avantgarde«-Ausstellung in Fontanas Atelier bespielten, nahm auch Turi Simeti daran teil – neben namhaften Künstlerkollegen wie Agostino Bonalumi (1935–2013), Enrico Castellani (1930–2017) und Dadamaino (Edoarda Emilia Maino, 1930–2004). Im selben Jahr erhielt Simeti auch seine erste Einzelausstellung.

Ein Pionier und Wegweiser der italienischen Moderne

Turi Simeti galt seit seiner Teilnahme an der ZERO-Ausstellung als wichtiges Mitglied der italienischen und europäischen Kunstszene. Nationale wie internationale Gruppen- und Einzelausstellungen zeigten in der Folge die Arbeiten des Italieners. Einige Zeit lebte Simeti in New York und richtete sich dort auch ein Atelier ein, aber erst im Jahr 2014 wurde er mit der Ausstellung The Primary Form of Painting in der De Buck Gallery in New York auch einem breiteren US-amerikanischen Publikum bekannt. Turi Simeti gilt gemeinhin als ein Pionier der italienischen Kunst im 20. und 21. Jahrhundert. Mit konzentrierten Kombinationen aus Form und Farbe dehnte und brach der Simeti die grundlegenden Regeln des Minimalismus, um für die Kunst einen Ausdruck zu finden, bei dem das Kunstwerk selbst wichtiger und präsenter ist als die Stimme des Künstlers. Seine charakteristischen ovalen Muster erreichten einen außergewöhnlichen Grad an Dynamik und die Illusion einer anmutigen Bewegung.

Turi Simeti starb am 16. März 2021 in Mailand an COVID-19.