Für Herman de Vries verbirgt sich die Kunst in der Natur und wartet darauf, gefunden zu werden. So begibt sich der niederländische Künstler auf die Suche und fördert dabei ganz Natürlich-Erstaunliches zutage, womit er den Kunstbetrieb, dem er sich beständig verweigert, stets aufs Neue in einen reizvollen Zwiespalt aus Entzücken und Verwirrung stürzt.
(...) WeiterlesenHerman de Vries - Künstler des Informel und der Aleatorik, Autor und Herausgeber
Herman de Vries wurde am 11. Juli 1931 im niederländischen Alkmaar geboren. In Hoorn besuchte er von 1949 bis 1951 die Reichsgartenbauschule, im Anschluss arbeitete er als Gärtner und Landarbeiter im benachbarten Frankreich und in seiner Heimat, den Niederlanden. 1953 begann er im Alter von 22 Jahren damit, sich künstlerisch zu betätigen und bereits 1954 konnte er seine erste Einzelausstellung eröffnen. Zunächst war Herman de Vries Maler, schuf Bilder im Stil des Informel, orientierte sich mit anderen niederländischen Künstlern wie Jan Schoonhoven an der Düsseldorfer Künstlergruppe ZERO. 1962 beteiligte er sich an der von Henk Peeters verantworteten Ausstellung nul im Stedelijk Museum in Amsterdam. In den folgenden Jahren widmete sich Herman de Vries zum ersten Mal aleatorischer Kunst und gehörte zu den Herausgebern der Zeitschriften nul und revue intégration. Ein bedeutendes Sujet seiner frühen Arbeit war die Farbe Weiß, die er in einem eigenen Schriftwerk behandelte. Auch sonst trat er als Schriftsteller in Erscheinung, veröffentlichte mehrere Bücher nicht nur über die von ihm geschätzte Zufallskunst, sondern auch über die Sprache, über Ludwig Wittgenstein, Pflanzen und ökologische Themen.
Naturkunst aus Erdreich und Pflanzen
Immer wichtiger wurde für das Werk von Herman de Vries die Natur, die er schließlich selbst als das eine, wahre Kunstwerk begriff, aus dem alles andere geschöpft wurde. Er begann gewissenhaft, die Natur zu ergründen, sammelte Erden aus aller Herren Länder, selbst aus Afrika, das die Ausfuhr von geologischen Proben streng verbietet – ein niederländischer Diplomat schmuggelte die gewünschte Trophäe an den Kontrollen vorbei. Sorgfältig in kleine transparente Kästchen verpackt ergeben die akkurat aufgereihten Erdproben eine beeindruckende Phalanx aus unterschiedlichen Farben, zeigen die Vielschichtigkeit der Natur als Kunstobjekt. Bei seiner fortwährenden Suche schreckt Herman de Vries auch vor drastischen Experimenten nicht zurück, versucht sich an psychedelischen Substanzen und kann auch der Wirkung von LSD etwas Heilsames abgewinnen. Die Natur nährt den Künstler wie den Menschen Herman de Vries, der mit Ausnahme einer gelegentlichen Forellenmahlzeit auf alles Fleisch verzichtet und strikt vegetarisch lebt.
Ein natürliches Sanktuarium für eine hektische Welt
Herman de Vries lebt und arbeitet heute im unterfränkischen Knetzgau, in einer alten Dorfschule aus unverputzten Steinen. Dort gibt es außerdem einen kleinen Garten und eine Scheune, in der er sich ein Atelier eingerichtet hat. Ein weiteres, ein kleines – denn das eigentliche Atelier des Künstlers sind die Wälder, durch die er streift, um das nächste Stück Kunst zu suchen, das er öffentlich machen will. Manchmal geht das ganz einfach: Dann zäumt Herman de Vries einfach ein Stück Land ein, erklärt es zum Sanktuarium und lässt die Natur machen. So entsteht Kunst von selbst – und der Mensch trägt nichts dazu bei, sondern zerstört, wie im Falle einer 1993 für die Internationale Gartenausstellung von de Vries bestimmten Fläche, die im Zuge von »Pflegemaßnahmen« seitens der Behörden entfernt wurde. Der Künstler beklagte den Verlust von 25 Jahren Wachstum und prüfte rechtliche Schritte, betonte aber auch, dass die Natur sich das Genommene zurückholen würde.
Herman de Vries - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: