Verdure à feuilles de choux - image-1

Lot 1095 Dα

Verdure à feuilles de choux

Auktion 1056 - Übersicht Köln
13.11.2015, 14:30 - Porzellan, Keramik, Möbel, Bronzen, Teppiche
Schätzpreis: 18.000 € - 20.000 €
Ergebnis: 19.840 € (inkl. Aufgeld)

Verdure à feuilles de choux

Wirkerei in Wolle und Seide, textil hinterfangen. Blumen, Vögel und Schnecken zwischen großen, an den Blattenden eingerollten, distelartigen Blättern. Gelbgrundige Bordüre in architektonischer Ordnung mit zwei Karyatiden und allegorischen Figuren in den oberen Ecken, Blüten- und Fruchtgehänge mit Granatäpfeln und Etrog. Bordüre umlaufend angesetzt, äußerer Bordürenstreifen erneuert, Reparaturen. H 244, B 309 cm.
Flandern, wohl Grammont/Geerardsbergen, zweite Hälfte 16. Jh.

Der Tapisserietypus wird in der Literatur allgemein der kleinen belgischen Stadt Geerardsbergen oder Grammont zugeordnet, die schon im Jahr 1068 Stadtstatus erhalten hat. Die dort ansässigen Weber haben dieses skurrile Design geschaffen, das bis heute fasziniert: Ein breiter gelbgrundiger Architekturrahmen leitet den Blick auf eine zugewachsene Wildnis von bizarr vergrößerten Distelblättern und merkwürdigen Phantasievögeln, die an Schneckengehäusen picken. Dazwischen ragen Blütenstengel, die aufgrund ihrer (heute meist verblassten) Farbigkeit sich fast wohltuend von dem dunklen Dickicht abheben. Obwohl diese Textilien heute nahezu ein Alter von 500 Jahren erreicht haben, gibt es doch einige erstaunlich gut erhaltene Exemplare, vor allem im Hinblick auf die Erkennbarkeit des Dargestellten. Was jedoch die Deutung des Sichtbaren angeht, so kann man nur spekulieren, dass auch diese Bildfindung einen eschatologischen Hintergrund hatte.

Literaturhinweise

Vgl. Göbel, Wandteppiche, Teil 1: Die Niederlande, 2. Bd., Leipzig 1923. Abb. 470 und 471.
Vgl. Bennet, Five Centuries of Tapestry from the Fine Arts Museum of San Francisco. San Francisco 1992 (Neuauflage). S. 134, Nr. 34.