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Lot 889 Dα

Weiße Schale mit kinrande und Silbermontierung. Jiajing-Periode (1522-1566), um 1560

Auktion 1124 - Übersicht Köln
08.12.2018, 13:00 - China
Schätzpreis: 5.000 € - 8.000 €
Ergebnis: 6.250 € (inkl. Aufgeld)

Weiße Schale mit kinrande und Silbermontierung. Jiajing-Periode (1522-1566), um 1560

Gerundete Schale, außen dekoriert in Gold mit vier stilisierten Lotosblüten und Ranken. Vierzeichenmake chang ming fu gui (Langes Leben, Reichtum und Ehre). Augsburger? Silbermontierung (um 1590/1600) in Form zweier geflügelter Drachen über zwei Widderköpfen. Besch. am Fuß.
D 11,5 cm, B 16 cm, H 7 cm

Eine weiße kinrande-Schale mit süddeutscher Montierung
Daniel Suebsman
Für das golddekorierte Porzellan der Jiajing-Ära (1522-1566) prägten japanische Sammler den Begriff „kinrande“ (Goldbrokat-Stil) aufgrund seiner Ähnlichkeit zu goldbestickter Seide. Aus der Masse der Blauweißporzellane stach kinrande-Porzellan, das auf rotem, grünem, blauen und sehr selten auf weißem Grund in Gold bemalt wurde, strahlend heraus. Japanische Shogune, osmanische Sultane und europäische Fürsten des 16. Jahrhunderts bewunderten es gleichermaßen, was erhaltene Sammlungsbestände und Inventare bezeugen. In Dresden sind zwei Exemplare erhalten, die der toskanische Herzog Francesco I. de Medici 1590 dem sächsischen Kurfürsten Christian I. schenkte und auch im Inventar der Münchner Residenz von 1598 ist kinrande verzeichnet („Schüßeln von rott/grüen vergulter arbeit“). Ein Paar weißgrundiger Schalen befindet sich in der Sammlung von Sir Percival David im British Museum.
Eine ganz besondere Aufwertung erfuhr ein chinesisches Porzellan im Frühbarock, wenn es durch eine Silbermontierung dem Kunstkammergeschmack angepasst wurde. Besonders in Augsburg und Nürnberg hatten sich Goldschmiede auf das Einfassen von Exotika, wie Porzellan, Nautilusmuscheln, Elfenbein oder Straußeneiern spezialisiert, orientierten sich bei den Ornamenten gerne an Entwürfen hugenottischer Schmuckdesigner wie Daniel Mignot oder Corwinian Saur. Während der Fuß der Montierung am vorliegenden Stück in typisch augsburgischer Manier gestaltet ist, sind die Griffe in Form geflügelter Drachen wohl einzigartig. Sie scheinen von Abbildungen im Schlangen-Buch des Schweizer Naturforschers Conrad Gessner (1516-1565) inspiriert zu sein, das erstmal 1587 in Zürich veröffentlicht wurde (Abb. 1). Es kann unterschiedliche Gründe haben, dass sich auf der Montierung weder eine Meistermarke noch ein Beschauzeichen findet: Sie könnte eine Auftragsarbeit gewesen sein, für die Bruchsilber verwertet wurde, womit sie nicht der Kennzeichnungspflicht durch einen Beschaumeister unterlag, oder die Punzen befanden auf sich dem verlorengegangenen Teil des Standrings. Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) gingen zahlreiche Silbermontierungen an chinesischem Porzellan verloren, so dass heute nur noch eine Handvoll in bedeutenden Museums- und Privatsammlungen vorhanden ist. Zu den prominentesten zählen die beiden kinrande-Schalen des Grafen Manderscheid, eine davon heute im Victoria & Albert Museum, die dieser 1583 von einer Reise in den Orient mitbrachte. Eine blauglasierte kinrande-Schale mit Augsburger Montierung befindet sich in der Sammlung des Metropolitan Museums (Abb. 2) und ein polychrome Variante ehemals in der Sammlung Warren E. Cox.

Literatur:
Sir Harry Garner, „Chinese Export Art in Schloss Ambras: A lecture given by Sir Harry Garner on the occasion of the Second presentation of the Hills Gold Medal“, in: Transactions of the Oriental Ceramic Society, London 1975
Daniel F. Lunsingh Scheurleer, Chinesisches und japanisches Porzellan in europäischen Fassungen, Braunschweig 1980, S. 33, S. 193-194 und S. 204
Suzanne G. Valenstein, A Handbook of Chinese Ceramics, New York, 1989, S. 178
Percival David Foundation, Imperial Taste: Chinese Ceramics from the Percival David Foundation, Los Angeles 1989, S. 67

明十六世紀 白地描金番蓮紋碗 《長命富貴》款
來源:
德國貴族收藏
德國法蘭克福Wilhelm Kratz(1873-1945)私人收藏,1937年6月4日購於德國法蘭克福Heinrich Hahn拍賣會,編號566
一類例可較,錄於維德基金會藏中國瓷器,37號

Provenienz

Sammlung Wilhelm Kratz (1873-1945), Frankfurt a. M., erworben am 4. Juni 1937 bei Heinrich Hahn, Frankfurt a.M., Lot 566

Literaturhinweise

Vgl. fast identische Schale, abgebildet in: Imperial taste, Chinese ceramics from the Percival David Foundation, Nr. 37