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Lot 954 Dα

Paar große Prunkkandelaber

Auktion 1152 - Übersicht Köln
29.05.2020, 14:00 - Kunstgewerbe
Schätzpreis: 20.000 € - 30.000 €

Paar große Prunkkandelaber

Holz, geschnitzt, vergoldet über rotem Bolus, feuervergoldete Bronze, farbloses geschliffenes Glas. Beide Kronen jeweils mit 20 Kerzentüllen auf jeweils fünf verzweigten Astarmen, dicht mit Prismen behängt, um einen plastischen Zapfen. Kannelierter und mit Blattrelief verzierter Säulenschaft auf einem dreipassigen hohen und leicht verjüngten Postament mit drei Tatzenfüßen. Auf den oberen Ecken der Basis jeweils drei vollplastische weibliche Figuren, auf den drei Seiten ein Triton zwischen Arabesken im Relief. Einige Schrauben und Prismen verloren. H ca. 242, D ca. 90 cm.
Norditalien, zugeschrieben, zweites Viertel 19. Jh., Umkreis des Pelagio Palagi (1775 - 1860).

Der Typus des großen Kandelabers geht zurück auf die Entwürfe der Franzosen Charles Percier und Pierre Fontaine, deren „Recueil de décorations intérieures: comprenant tout ce qui a rapport a l'ameublement, comme vases, trépieds, candélabres...“ 1812 in Paris erschien. Percier und Fontaine griffen Motive auf, die die jüngsten Ausgrabungen in Neapel anboten und trafen den Geschmack des l´Empereur. Nach ihren Entwürfen schuf der Pariser Ebenist und Ménusier Pierre Benoît Marcion (1769 - 1840) eine Serie von acht "torchères" nach antiken Vorbildern. Auf dem dreiseitigen verjüngten Postament der Flammenschalen stehen drei vollplastische Adler mit gespreizten Flügeln, der gleichfalls kannelierte Schaft ist unten umlegt mit großen Akanthusblättern. Diese Leuchter befinden sich heute im Mobilier National.
Ungefähr 20 Jahre später wurde ein, denen hier vorgestellten vergleichbarer, großer Kandelaber für den Palazzo Reale in Turin von der Manufattura Manfredini nach einem Entwurf von Pelagio Palagi in Bronze gegossen. Er trägt eine voluminöse Astkrone mit zahlreichen Tüllen, die ganz dem Geschmack der Restaurationsperiode entspricht. In diese Zeit sind auch die hier vorliegenden Kandelaber mit den vollplastischen Figurenaufsätzen und der dichten Reliefdekoration zu datieren. Sie stammen vermutlich aus Norditalien und möglicherweise sogar aus dem Umkreis des großen Entwerfers Pelagio Palagi.

Provenienz

Kopenhagener Privatsammlung.

Literaturhinweise

Vgl. Ottomeyer/Pröschel,Vergoldete Bronzen, Bd. I, München 1986, Abb. 5.19.15, die Kandelaber im Palazzo Reale, Sala dello Statuto, nach Entwürfen von Palagio.
S.a. Vgl. Colle/Griseri/Valeriani, Bronzi decorativi in Italia. Bronzisti e fonditori italiani dal Seicento all'Ottocento, Mailand 2001, Nr. 104 und auch Nr. 103.
Vgl. Ledoux-Lebard, Le mobilier français du XIX siècle, Paris 3/2000, S. 465 bzw. 460 ff.
Vgl. Gonzáles-Palacios, Arredi e ornamenti alla corte di Roma, Mailand 2004, S. 279, die Abbildung des römischen Kandelabers aus der Villa Borghese, der von Antonio D´Este restauriert und komplettiert wurde und ähnliche rapportartige Blattmotive am Schaft aufweist.