Großer imperialer Adler - image-1

Lot 857 Dα

Großer imperialer Adler

Auktion 1184 - Übersicht Köln
19.11.2021, 11:00 - Kunstgewerbe
Schätzpreis: 6.000 € - 8.000 €
Ergebnis: 7.500 € (inkl. Aufgeld)

Großer imperialer Adler

Holz, vergoldet über Kreidegrund, brüniert, mit Akzenten in Pudergold, Bronze. Hinten abgeflachte, plastische Tierskulptur. Auffliegender Adler, den Kopf nach rechts gewandt, in seinen Klauen einen (später ergänzten?) Bogen haltend, an dem ein Reif befestigt ist. Ältere Reparaturen und Goldretuschen, erneute punktuelle Fassungsverluste. H ca. 63, B ca. 98 cm.
Frankreich, um 1815.

Der seit der Antike mit militärischen Siegen assoziierte Vogel Jupiters mit dem Blitzbündel in seiner Klaue war das Emblem des antiken Rom. Napoléon machte ihn darauf zum Emblem des Ersten Kaiserreichs. Die ursprüngliche Skulptur wurde 1804 von dem Bildhauer Antoine-Denis Chaudet (1763–1810) entworfen und von dem berühmten Bronzegießer Thomire in vergoldeter Bronze ausgeführt. Die Verteilung der mit diesen Adlern besetzten Fahnen fand einige Tage nach der Krönung feierlich auf dem Champ-de-Mars statt, wo der neue Kaiser seine Armee vereidigte.
Um das als zu schwer empfundene Gewicht zu reduzieren, beschloss man 1811, die Adler nicht mehr voll, sondern hohl zu gestalten, indem man sie aus zwei geschweißten Platten zusammensetzte. Nach dem Ende des Kaiserreichs wurden sie größtenteils eingeschmolzen oder zerbrochen, um nicht zurückgegeben zu werden. Während der Hundert Tage, dem Zeitraum zwischen der Rückkehr Napoleons I. von der Insel Elba und seiner zweiten Abdankung vier Tage nach Waterloo, vom 20. März bis zum 8. Juli 1815, wurden sie, in einer bescheideneren Version, aus vergoldetem Holz hergestellt. Bei dem hier gezeigten Modell ist es höchst wahrscheinlich, dass es aus dieser Periode stammt. Der Bogen und der Reif sind mit großer Sicherheit später hinzugekommen, also veränderte Attribute. Dennoch ist es erstaunlich, dass das Objekt den Zusammenbruch des Kaiserreichs nahezu unversehrt überstanden hat.