Lot 815 Dα

Wohl Lindenholz, geschnitzt, rückseitig abgeflacht und tief ausgehöhlt. Geringfügige Reste einer ehemaligen Farbfassung. Kleine halbrunde und als Erdboden gestaltete Plinthe. Darauf die auf Vorderansicht gestaltete stehende Muttergottes mit dem nackten Jesuskind auf ihrer linken Hand, die ihren linken Fuß leicht vorgesetzt auf das Gesicht einer hohen und spitzen Mondsichel stellt; die vorgestreckte rechte Hand Marias ist erkennbar angesetzt und vielleicht ergänzt. Das Haar der Muttergottes fällt in langen Wellen herab, ihr langes schlichtes Kleid weist als prägnantes Motiv drei radial angeordnete Faltenstege auf. Der um die Schultern gelegte und vor dem Körper geraffte Mantel ist zum Teil sehr dünnwandig geschnitzt und wird durch hohe Stegfalten, voluminöse Stauchungen und die elegant fließende Konturen seiner Gewandsäume charakterisiert. Die Gestaltung der Skulptur folgt vereinfachend in ihren Grundzügen den Nürnberger Werken des Veit Stoß (vergleiche zum Beispiel die "Hausmadonna aus der Wunderburggasse" um 1520 im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg) und seiner Schüler (zum Beispiel die "Madonna des Marienkrönungsaltars aus Heilbronn" um 1520/1525 ebenda). Einen Verweis auf diesen Zusammenhang stellt das auf dem Gewand der Madonna seitlich hinten rechts eingeschnitzte wohl als "FVS (mit einem Doppelkreuz über dem V)" zu lesende Monogramm dar, das wohl zu einem späteren Zeitpunkt angebracht direkt auf Veit Stoß hindeutet.
Bauchpartie mit radialen Faltenbahnen rückseitig hochrechteckig ausgespart und separat in einem eingefügten Holzblock geschnitzt. Kleiner Durchbruch in der Gewandmulde unten rechts alt hinterlegt. Bohrloch in der Kopfoberseite. Plinthe bestoßen. Insgesamt mit einem mattglänzenden Lackfirnis überzogen. H 112 cm.
NÜRNBERG, Nachfolge des VEIT STOSS, um 1520/1525.