Curt Ehrhardt

Curt Ehrhardt folgte Marc, Picasso und Schwitters

Curt Ehrhardt wurde am 29. Juni 1895 im Kreis Jerichow in Sachsen geboren. Der Sohn des Organisten und Lehrers Friedrich Otto Ehrhardt besuchte das Gymnasium in Brandenburg und begann im Anschluss 1916 ein Studium der Rechtswissenschaften in Berlin. Noch im selben Jahr wurde der Besuch der berühmten Galerie Der Sturm zu einem Erweckungserlebnis für Curt Ehrhardt, der unter dem Eindruck der Werke von Franz Marc (1880–1916), Pablo Picasso (1881–1973) und Kurt Schwitters (1887–1948) den Entschluss fasste, selbst Künstler zu werden. Er suchte den Kontakt zu Herwarth Walden (Georg Lewin, 1878–1941) und brach sein Studium ab, um sich ganz der Malerei zu widmen und dieser einen gänzlich neuen gesellschaftlichen und geistigen Zugang zu erschließen. Aus dieser Motivation heraus schloss sich Curt Ehrhardt der 1918 gegründeten Novembergruppe an, deren revolutionären Geist er teilte und zu deren Ausstellungen zwischen 1920 bis 1922 er eigene Werke beisteuerte.

Auf der Suche nach einer eigenen Bildersprache

Curt Ehrhardt erhielt zwar eine gewisse Anleitung von dem Kunstlehrer Arnold Topp, den er von seiner Zeit am Saldern-Gymnasium in Brandenburg kannte, entwickelte sich aber weitgehend als Autodidakt, wobei sein Kunstverständnis stark anthroposophisch geprägt war. Seine Malweise orientierte sich am Blauen Reiter, am Dadaismus, am Futurismus und am orphischen Kubismus des Franzosen Robert Delaunay (1885–1941). Curt Ehrhardt beteiligte sich an einigen der wichtigsten Kunstausstellungen dieser Zeit, darunter die Große Kunstausstellung in Berlin im Jahr 1920 und die Internationale Kunstausstellung in Düsseldorf im Jahr 1922. Selbst auf der Ausstellung der Münchener Expressionisten in Chicago (1921) war Ehrhardt vertreten. Allerdings entwickelte er zunehmend eine eigene Bildersprache und brach mit den Doktrinen des Kunstbetriebs. 1926 verließ er die Novembergruppe, um eigene Wege zu gehen. Als freier Maler versuchte er seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Nazideutschland und DDR verfemten den Künstler

Curt Ehrhardt wurde von den Nationalsozialisten als »entarteter Künstler« diffamiert, ließ sich davon aber nicht von seiner künstlerischen Tätigkeit abbringen, bis ihn 1939 die Einberufung zum Wehrdienst erreichte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erfolgte zwar eine teilweise Rehabilitierung, so anerkannte ihn die Landesregierung Brandenburg 1947 als »namhaft Schaffenden«, doch geriet Curt Ehrhardt zunehmend in ein Spannungsverhältnis zum offiziellen Kunstbetrieb der DDR. Nachdem man ihm in den 1950er Jahren die Aufnahme in den Verband Bildender Künstler verweigerte, was einem öffentlichen Betätigungsverbot gleichkam, verließ er 1966 die DDR und übersiedelte in den Westen – sein Werk von rund 2000 Gemälden nahm er mit sich. In der Bundesrepublik blieb die erwünschte und ersehnte Anerkennung jedoch ebenfalls aus: Der Künstler malte bis zum Ende seines Lebens unbeachtet unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Curt Ehrhardt starb 1972 in seiner Wahlheimat Schwarz in Hessen.