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Lot 393 Dα

Fuldaer Wandkonsoltisch

Auktion 1220 - Übersicht Köln
17.05.2023, 14:00 - Möbel Kunstgewerbe
Schätzpreis: 10.000 € - 15.000 €
Ergebnis: 12.600 € (inkl. Aufgeld)

Fuldaer Wandkonsoltisch

Linde, vergoldet über rotem Bolus und Kreidegrund, Lahnmarmor. Wandständiger, dreiseitig reich beschnitzter Tisch auf vier geschweiften Vierkantbeinen, verbunden durch eine geschweifte Kreuztraverse, auf dem Kreuzungspunkt ein plastischer Hundekopf. Geschweifte Zarge, ebenfalls mit üppigem Rocaillenrelief um eine zentrale Wappenkartusche mit Zisterzienserbalken. Kleiner Abbruch am unteren Stück der Rocaille auf der rechten Seite. H 76,5, B 83, T 56 cm.
Franz Adam Weber, zugeschrieben, um 1758.

Fürstliche Prachtentfaltung

Uns sind insgesamt vier Konsoltische mit gleicher Architektur bekannt: Neben der hier vorgestellten gibt es das Paar im Spiegelkabinett des heutigen Fuldaer Stadtschlosses, immer noch in situ, und eine weitere Konsole in der Sammlung The Metropolitan Museum of Art.

Die Wandkonsole zeigt nicht nur einen reichen Reliefdekor, sondern zusätzliche Verzierungen durch Punzstempel und Ritzdekore. Im Unterschied zum Fuldaer Paar und der Konsole in New York ist hier ein zusätzliche "Etage" in die Zarge eingebaut, eine besondere Rocaillenbordüre direkt unter dem Marmor, die die gebogenen Eckprofile wiederholt und die Architektur massiver erscheinen lässt. Auf der Kreuztraverse ist hier der Kopf eines Jagdhunds dargestellt, bei dem Fuldaer Paar sind es chinoise Hufentiere, bei dem New Yorker Exemplar ein Hippocamp. In der zentralen Kartusche unter der Zarge sind bei jeder Konsole andere Wappen oder Insignien abgebildet - ein Hinweis darauf, dass sie für verschiedene Verwendungen und Eigentümer gedacht waren.

Heinrich Kreisel nennt Wenzel Neu, Karl Mattern und Franz Adam Weber als entscheidende Gestalter der Räume für den Fürstbischof von Fulda. Adalbert II. von Walderdorff (1697 - 1759) trat sein Amt im Januar 1757 an und ließ unverzüglich seine Residenz in Fulda im zeitgenössischen Geschmack dekorieren. Durch die kurzen zwei Jahre seiner Regentschaft haben wir ein kleines Zeitfenster, in dem diese Möbel entstanden sein könnten. Alle vier Tische werden Franz Adam Weber zugeschrieben, einem Möbelkünstler, über den wir wenig wissen. Aber seine Formensprache ist individuell. Abgesehen von den skurrilen vollplastischen Tierfiguren sind seine großen, flammend gezackten Muschelreliefs schon fast ein Alleinstellungsmerkmal, ebenso seine eigene Interpretation der englischen claw-and-ball-feet mit drei kurzen, am Ansatz gefiederten Vogelkrallen um eine winzige Kugel.

Provenienz

Jean-René Bory (1928 - 2009).
Collection de la Fondation des Suisses / Sammlung der Stiftung für Geschichte der Schweizerinnen und Schweizer.
Europäischer Privatbesitz.

Literaturhinweise

Vgl. Kreisel, Die Kunst des deutschen Möbels, 2. Bd., München 1970, S. 217, Abb. 634 ff.
Vgl. den Konsoltisch in der Sammlung The Metropolitan Museum of Art (acc. no. 2006.114a, b, erworben Friends of European Sculpture and Decorative Arts Gifts and John B. Ritter Gift, 2006), ebenfalls mit späterer Marmorplatte.

Ausstellung

Château de Penthes, Schweiz, ab 1978 Museum, Forschungs- und Dokumentationszentrum der Stiftung für Geschichte der Schweizerinnen und Schweizer in der ganzen Welt.