Kopf eines alten Mannes. Holz, farbig gefasst. Spätes 19. Jh.
Mit realistischen Gesichtszügen, Stirnrunzeln und faltenreichem Gesicht, der geöffnete Mund zeigt zwei Zahnstummel und die Zunge, die Augen waren wohl ursprünglich in Glas eingelegt. Die glatt am Kopf anliegenden Haare sind zurückgekämmt, ein Haarknoten ist nicht vorhanden. Aus mehreren Teilen zusammengesetzt, ehemals eingesteckt in einen Körper.
H 33,8 cm
Waldemar Abegg (1873-1961) war ein deutscher Verwaltungsjurist zunächst in Oppeln, dann in Schleswig, bis er 1933 aus politischen Gründen in Ruhestand versetzt wurde. Als Sohn eines Bankiers in Berlin, bekam er zur Belohnung für sein bestandenes Doktorexamen von seinem Vater eine Weltreise geschenkt. Von dieser Reise brachte er kistenweise japanisches Kunstgewerbe in seine Heimat zurück. Als früher Tourist mit Rollfilmkamera hinterließ er ein bedeutendes Archiv von Reisephotographien. Der vorliegende Kopf ist ein Beispiel seines Interesses an fremden Menschen, wie es auch in seinen Photographien zum Ausdruck kommt.
Wahrscheinlich gehörte dieser Kopf zu einer Gattung von Skulpturen, die iki-nigyo (wörtlich: lebende Puppen) genannt wurden, weil sie so realistisch und lebensnah ausgeführt waren. Sie stellten schöne Frauen, Kabuki-Helden und groteske Gestalten aus fremden Ländern dar. Ab den 1850er-Jahren wurden diese lebensgroßen Figuren auf Jahrmärkten in den misemono-Schauen präsentiert, später fertigte man sie auch für den Export an, wo sie dem Westler Leben und Sitten der Japaner genauestens vor Augen führten.
Provenienz
Sammlung Waldemar Abegg (1873-1961), erworben auf einer Weltreise 1905/1906, danach in Familienbesitz, verkauft bei Nagel, Stuttgart, 9.11.2002, Lot 1478, Privatsammlung, Süddeutschland, erworben auf obiger Auktion