Die Glasmalerei beherrschte er wie kein anderer Künstler seiner Zeit: Georg Meistermann verstand die Sprache der Farbe, die für ihn vollkommen und unersetzlich war, und führte mit Esprit und Sendungsbewusstsein eine vergessene Kunst zu neuer Größe.
(...) WeiterlesenGeorg Meistermann - Schwierige Lehrjahre unter der NS-Diktatur
Georg Meistermann wurde am 16. Juni 1911 in Solingen geboren. Bereits in der Unterprima drängte ihn sein großes Kunstinteresse zu einem vorzeitigen Wechsel an die Kunstakademie in Düsseldorf, wo er von 1930 bis 1933 bei Ewald Mataré, Heinrich Nauen und Werner Heuser studierte. Als »entartet« diffamiert, konnte sein Kunstverständnis in der NS-Diktatur nicht bestehen; Meistermann musste das Studium abbrechen, durfte seine Werke nicht mehr ausstellen und bildete sich als Autodidakt weiter. Seinen Lebensunterhalt verdiente er, indem er Zeichenunterricht erteilte. Unter dem Einfluss Alfred Manessiers entwickelte Georg Meistermann vom Kubismus herkommend seinen eigenen Stil, den er in abstrakten Gemälden, Wandbildern und Porträts verwirklichte – und in profanen und kirchlichen Glasfenstern. Die ersten schuf er 1938 in seiner Geburtsstadt Solingen für die katholische Kirche St. Engelbert – wie viele andere seiner kunstfertig ausgeführten Frühwerke überlebten sie den Zweiten Weltkrieg nicht.
Kirchenfenster, Glaswände und Altarfresken
Bereits unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs konnte Georg Meistermann seine erste Einzelausstellung im Städtischen Museum Wuppertal eröffnen. Ein Jahr später, 1947, heiratete er die Psychoanalytikerin und Balint-Schülerin Edeltrud Meistermann-Seeger; das Ehepaar zog 1949 nach Köln. Noch im selben Jahr erhielt der Künstler seinen ersten großen Kirchenauftrag: Er durfte fünf Glasfenster für die St.-Markus-Kirche in Wittich entwerfen. Weitere prestigeträchtige Aufträge schlossen sich an, in den folgenden, sehr produktiven Jahren schuf er unter anderem eine Glaswand für den WDR in Köln, Treppenhausfenster für das Alte Rathaus in Wittich und vor allem Glasfenster und Altarfresken für Kirchen. Der sakrale Raum stellte für Georg Meistermann ein wichtiges Feld dar, das ihm Gelegenheit bot, seiner tiefen Religiosität künstlerischen Ausdruck zu verleihen – für den Glauben, nicht für die Kirche, wie er selbst mit Nachdruck erklärte.
Die Kunst als Verkündigung, politischer Disput
Nicht nur seine Religiosität, auch die Erlebnisse während der NS-Diktatur und des Zweiten Weltkriegs hatten Georg Meistermann nachhaltig geprägt. Er trat dem Deutschen Künstlerbund bei und kämpfte mit Leidenschaft für die bedingungslose Freiheit der Kunst. Für ihn, der aus klaren Linien und lichten Farben mystisch-beseelte Bilderwelten schuf, wurzelte die Kunst nicht im Können, sondern in der Verkündigung. Neben religiösen Themen fand Georg Meistermann auch immer wieder zur Politik, sein Porträt von Altbundeskanzler Willy Brandt, das auf dessen ausdrücklichen Wunsch entstanden war, wurde vom amtierenden Kanzler Helmut Kohl allerdings abgelehnt und kann heute in Unkel im Willy-Brandt-Forum betrachtet werden. Ablehnung und Kritik waren Georg Meistermann trotz aller großen Erfolge nicht fremd, so sprach ihm Robert Gernhardt gar jede Fähigkeit zum Zeichnen ab. Den Künstler irritierte der Widerspruch nicht, er hielt an seinem Stil fest, dessen Zentrum die Farbe war, die Meistermann nicht einfach auftrug, sondern förmlich in seinen Bildern schweben ließ, inmitten einer geradezu schwerelosen Inszenierung des Lichts, die dem Betrachter ein Stück Himmel verspricht.
Georg Meistermann starb am 12. Juni 1990 in Köln. Sein Grab auf dem Melaten-Friedhof ziert das von ihm gestaltete Motiv Schwebendes Kreuz mit Sonne.
Georg Meistermann - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: